Energetik in der Zivilgesellschaft

Vortrag zur wissenschaftlichen Tagung am 20. Juni 2020 zum 30. Jahrestag der Wilhelm-Ostwald-Gesellschaft e.V. in Großbothen

Schon der Leitgedanke der Tagung mit dem wichtigen Zitat Wilhelm Ostwalds, dass die soziale Frage wohl eine der wichtigsten Fragen der Wissenschaft ist, die sie beantworten muss, weist darauf hin, dass „Energetik in der Zivilgesellschaft“ nicht nur eine bloße Energiespar-Kampagne sein will sondern einen philosophisch-spirituellen Grundwert menschlichen Verhaltens darstellt, wenn die Menschheit überleben will. Wenn Ostwald schon vor Albert Einstein herausfand, dass Materie im Grunde auch nur Energie ist, mit der man bei jeder Entwertung der Arbeitsfähigkeit äußerst sparsam umgehen muss, dann fordert das heraus, die „soziale Energie“, die ich als Verantwortungsbereitschaft bezeichne, als Maßstab im Umgang mit stofflicher und mitmenschlicher Energie anzusehen. Denn der „energetische Imperativ Wilhelm Ostwalds, „Vergeude keine Energie – nutze sie“, appelliert ja gerade an die Verantwortungsbereitschaft des Menschen, der er sich nicht entziehen darf. Diese liegt heute aber in der modernen Industriegesellschaft mit ihren ökonomischen, sozialen und ökologischen Zwängen und Problemen im Argen, so dass viele von einem „Werteverlust“ in der Gesellschaft sprechen. Deshalb müssen wir zuerst feststellen, was die Ursachen dieser Fehlentwicklung sind.

Die Akkumulation von Kapital

Seit 500 Jahren regiert das kapitalistische System, das auf der unaufhörlichen Anhäufung von Kapital beruht. Um Kapital anzuhäufen, muss man Profite mittels produzierender Unternehmen erzeugen. Karl Marx hat diese kapitalistische Wirtschaftsweise genau analysiert, indem er den Übergang von der Tauschwirtschaft (Ware-Geld-Ware / W-G-W) zur Geldwirtschaft mit der Formel „Geld-Ware-Mehr Geld“ (G-W-G‘) beschreibt. Heute aber stößt dieses System an seine Grenzen, da die Kosten der Produktion besonders in den Industriestaaten so stark gestiegen sind, dass die Möglichkeiten auf der Nachfrageseite zu gleich im selben Maße sinken, so dass es kaum noch funktioniert, Profite zu generieren durch diese Produktionsweise in den entwickelten Staaten. So musste sich der Kapitalismus auf Globalisierung ausweiten, um in billigen Entwicklungsländern durch Ausbeutung der dortigen billigen Arbeitskräfte Produkte produzieren zu lassen, die früher bei uns in den Industriestaaten hergestellt wurden. So konnte in den letzten Jahrzehnten durch Auslagerung von Produktion in Billiglohnländer von hiesigen Unternehmen dennoch Kapital akkumuliert werden.

Bodenspekulation und Landkauf als leistungslose Gewinne

Da aber auch die Auslagerung von Produktion in Billiglohnländer immer mehr an gesellschaftliche Grenzen und Widerstände stößt, haben sich Finanzinvestoren weltweit auf Bodenspekulation und Landkauf verlegt, um durch leistungslose Einkommen weitere Akkumulation zu erzielen. Wie schlimm die Sache allein in Deutschland ist, hat 2019 der 93-jährige frühere SPD Vorsitzende Hans-Jochen Vogel mit seinem Buch „Mehr Gerechtigkeit! – Wir brauchen eine neue Bodenordnung – nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar“ klar aufgezeigt, nachdem er schon vor 50 Jahren als Bauminister der BRD darauf dringend hingewiesen hat ohne gehört zu werden!

Obwohl Grund und Boden unvermehrbar und unverzichtbar für alle Menschen ist, ist er dennoch wie eine beliebig vermehrbare Ware den Marktregeln unterworfen.

Weil dies auch für wohnungsrelevante Grundstücke und Gebäude gilt, hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte eine ständige Steigerung der Bodenpreise und aus diesen die Zunahme der unbezahlbaren Wohnungen und das Anschwellen eines leistungslosen Bodengewinns ergeben, der inzwischen die Billionengrenze überschritten hat. In München ist – so der Autor – der Bodenpreis von 1950 bis heute um 39.400 Prozent gestiegen. Dieses Beispiel weist schon darauf hin , dass Luft, Wasser und Boden, die lebensexistentiell notwendig sind und kein Mensch selbst produziert hat, den Marktregeln entzogen werden müssen, um dem Bereich des sozialen Allgemeinwohls zugeführt zu werden.

Hans-Jochen Vogel sieht als erste notwendige Schritte zu einer Lösung folgende Punkte an: Kommunen sollten sukzessive mindestens 30 % an wohnungsrelevanten Grundstücken und Gebäuden besitzen bzw. kaufen. Die Gemeinden sollten in diesem Bereich Mieten anbieten, die 30 % der Einkommen nicht übersteigen. Auch sollten sie erworbene Grundstück nur noch im Wege des Erbbaurechts weitergeben. Deshalb müsste sich auch die Grundsteuer verändern mit einer Korrektur des Einkommensteuerrechts. Und zusätzlich bedarf es der Einführung eines Planungswertausgleiches – denn es ist in grober Weise ungerecht, dass zwar der Eigentümer seines Grundstückes oder für die Verringerung seines Baurechts eine Entschädigung erhält, umgekehrt aber der Bodengewinn, der durch die Verleihung des Baurechts entsteht, bei dem Eigentümer verbleibt.

Die Ungleichheit im Marktgeschehen

Michael Albert
Bild CC-BY-SA 4.0 Thomas Good / NLN

Zielführend geht es aber auch darum, dass die gesamte Wirtschaft demokratisiert wird und nicht mehr nach Profitregeln funktioniert. Michael Albert, ein Ökonom in den USA, hat in den 1990-er Jahren schon eine Alternative zum Kapitalismus, aber auch zur zentralen Wirtschaftsplanung entworfen, die er „Partizipative Ökonomie“ („Participatory Economies“) nennt.

„Dieses Wirtschaftssystem setzt an die Stelle von Privateigentum, ungleicher Einkommensverteilung, Arbeitsteilung sowie Märkten bzw. staatlicher Zentralplanung demokratische Institutionen, darunter Arbeiter- und Konsumentenräte, Einkommensgerechtigkeit, ausbalancierte Arbeitskomplexe und partizipative Planung. Damit geht der Vorschlag weiter als andere, die lediglich eine andere Eigentumssordnung anstreben. Eine echte Demokratisierung der Wirtschaft sei nur möglich, so Albert, wenn auch Märkte und die Arbeitsteilung zurückgedrängt und durch partizipative Strukturen von unten ersetzt würden“, referiert David Goeßmann (David Goeßmann/ Fabian Scheidler, Hg.: Der Kampf um globale Gerechtigkeit, Wien 2019, S. 215).

Und der 2019 verstorbene Sozialhistoriker Immanuel Wallerstein, Begründer der Weltsystemanalyse, urteilt, dass solch eine gesellschaftliche Transformation nur mit einer sozialen Energie zu erreichen ist, die er mit „Horizontalismus“ beschreibt. Damit meint er:

„Man hört sich gegenseitig zu und redet miteinander und versucht, voneinander zu lernen, aber man erschafft keine einheitliche Struktur mit innerer Hierarchie. Man unterstützt sich wechselseitig, um eine größere Schubkraft zu haben. Eine Reihe von Bewegungen schließen sich zum Beispiel an einem Ort zusammen, um X zu erreichen, und anderswo vernetzen sich andere Bewegungen, um Y durchzusetzen. All dies ist gut, all dies bewirkt etwas. Dabei wird nicht versucht, eine vertikale Struktur zu etablieren, denn dies würde unweigerlich dazu führen, bestimmte Bewegungen, die ein solche ausformulierte vertikale Strategie nicht unterschreiben, auszuschließen. So ist die alte Linke gewöhnlich vorgegangen, was zu fortgesetzten Brüchen in den verschiedenen Bewegungen geführt hat, zu endlosen Streitigkeiten und endlosen Versuchen, die anderen zu kontrollieren. Das hat schließlich zu einer Selbstdemontage geführt.“

Immanuel Wallerstein, in: Goeßmann/Scheidler ebd. S. 146

Um solch einen horizontalen Gesprächskonsens zu erreichen, ist aber eine „soziale Energie“ bei allen Beteiligten notwendig, die zugleich eine gewisse spirituelle Qualität haben muss, so dass das Gemeinwohl das Eigenwohl bei den Menschen bestimmt und nicht umgekehrt wie in der Marktwirtschaft.

Die falsche Geldordnung

Schon im ersten Punkt wurde uns deutlich, dass Geld nicht zur Ware werden darf wie im Kapitalismus, wenn es ein „gerechtes Geld“ bzw. eine gerechte Geldordnung in unserer Zivilisation geben soll. Eine „soziale Energie“ könnte es aber schaffen, dass neben der Demokratisierung der Wirtschaft auch eine Geldreform wie auch eine ökologische Steuerreform erreicht werden kann. Hier könnten Wilhelm Ostwalds Gedankengänge einer naturphilosophischen Energetik im Problemfeld Zivilgesellschaft produktiv umgesetzt werden. Zu erinnern ist an Wilhelm Ostwalds Weltgeldidee.

Im Jahre 1911 gründeten Wilhelm Ostwald als Vorsitzender und Karl Wilhem Bührer und Adolf Saager „Die Brücke – Internationales Institut zur Organisation der geistigen Arbeit“ eine Vereinigung mit dem Ziel, das gesamte bekannte Wissen zu katalogisieren und zu organisieren. Die Brücke trat außerdem für die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten und für die Einführung eines Weltgeldes auf der Basis von Gold ein. Dieser Gedanke des Weltgeldes war zwar in der damaligen Zeit schon weitblickend, aber in der heutigen Zeit, wo auf Betreiben der USA 1971 die Golddeckung aufgehoben wurde, ist dieses Modell nicht mehr anzuwenden. Denn am 15. August 1971 wurde der Grundstein für das heutige Wirtschaftssystem gelegt. Der damalige US-Präsident Richard Nixon hob an diesem Tag die Goldbindung des Dollar auf.

In einer Fernsehansprache an sein Volk ließ er auch die Welt eindrücklich wissen, dass sich die USA von nun an weigern würden, den Dollar jederzeit gegen eine festgelegte Menge des Edelmetalls einzutauschen. Bis zu diesem Tag konnte jeder 35 Dollar gegen eine Feinunze (31,1 Gramm) eintauschen. In einem Federstrich hatte Nixon im August 1971 diesen historischen Goldstandard aufgehoben. Nixon begründete den drastischen Schritt mit Spekulationen gegen die USA. In Wirklichkeit hatten sich die USA durch die Kriege in Korea und Vietnam finanziell überhoben und zu viele Dollar zur Kriegsfinanzierung in Umlauf gebracht. Das Vertrauen in die Leitwährung schwand. Weltweit tauschten die Notenbanken ihre Dollarreserven in Gold, vor allem Frankreich fuhr mit Containern vor. Langfristig drohte der Ausverkauf der US-Goldreserven, so dass Nixon die Notbremse ziehen musste.

Zwei Jahre nach der schicksalhaften Trennung vom Gold wurden dann sämtliche Wechselkurse zum Dollar freigegeben. Von diesem Zeitpunkt an war die Weltwährung Dollar nur mehr eine Papierwährung, die beliebig vermehrt werden konnte. Für das gesamte Geldsystem hatte das tief greifende Konsequenzen. Der Wert der Devisen war nicht mehr an einen festen Anker gekoppelt. Anders als beim Goldstandard, der den Zentralbankern gewisse Beschränkungen auferlegte, weil sie ihre Währungen stets mit Gold unterlegen mussten, hatten die Notenbanker plötzlich freie Hand bei ihrer Geldpolitik. Die Zeit fester Regeln war vorbei.

Der Gezeitenwechsel lässt sich gut an der aktuellen Geldpolitik beobachten. Etwa der EZB: In Zeiten des Goldstandards wäre es nicht so einfach gewesen, mal eben 22 Milliarden Euro zu drucken und damit italienische und spanische Staatsanleihen aufzukaufen, wie es die Frankfurter Währungshüter z. B getan haben. Sie hätten das Geld an anderer Stelle unmittelbar wieder sterilisieren müssen. Ganz unvorstellbar wären die milliardenschweren Aufkaufprogramme von amerikanischer und britischer Notenbank gewesen, die einfach die Geldmenge aufgebläht haben.

Nicht wenige Experten meinen sogar, dass Nixon mit seiner Entscheidung die Basis für die Finanzkrise von 2008, die bis heute andauert, gelegt hat. Tatsächlich hat die Aufhebung der Regelbildung das Finanzsystem erheblich destabilisiert. Staaten konnten seither weitgehend ungehindert Schulden auftürmen. Die Schuldenquote, also der Wert der Verbindlichkeiten gemessen an der Wirtschaftsleistung, kletterte in den vergangenen vier Dekaden etwa in Deutschland von 18 auf über 80 Prozent. In den USA verdoppelte sie sich von 50 auf inzwischen 100 Prozent. In Japan verzehnfachte sich die Schuldenquote gar von rund 20 auf aktuell über 200 Prozent.

Damit nicht genug. Jede Krise wurde mehr oder weniger durch das Anwerfen der Gelddruckmaschine beseitigt. Die vom Gold losgelösten Geldmengen sind dadurch weit stärker gestiegen, als der Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen. Auf diese Weise haben sich riesige Ungleichgewichte und Spekulationsblasen auf der Welt gebildet, die spätestens 2008 in die Katastrophe führten. Auch die gegenseitige Währungspolitik folge seit den 1970er-Jahren teilweise chaotischen Regeln. Rund um den Globus intervenierten die Notenbanken, um den Kurs der eigenen Währung zu steuern. Sichtbar wird dies etwa an den riesigen Devisenreserven, die Länder wie China, Russland oder Japan akkumuliert haben.

Allein die Volksrepublik sitzt auf einem Staatsschatz von umgerechnet 3,2 Billionen Dollar. „Zentralbanken unterliegen dem politischen Druck, die drängenden Probleme der Gesellschaft anzugehen“, beschreibt Joachim Fels, Chefökonom bei Morgan Stanley, die regellose Geldpolitik der Währungshüter. Die Folgen bekommen auch Anleger und Verbraucher zu spüren. Denn der Wert der Währungen wurde durch die Aufhebung der Regelbindung systematisch unterwandert. Seit 1971 hat der Dollar gegenüber dem Gold 97 Prozent an Wert eingebüßt.

Hättte Wilhelm Ostwald den Werdegang der Welt-Geld-Gold-Ordnung bis 1971 verfolgen können, hätte er vielleicht wie andere eine andere Art von Geldordnung favorisiert, wie es etwa John M. Keynes bereits vor der internationalen Konferenz in Bretton Woods vorgelegt hatte. Sein Konzept war eine »Clearing Union« mit einem internationalen Kunstgeld, dem »Bancor«. Mit der Clearing Union sollte ein Ausgleich der Außenhandelsüberschüsse und -defizite durchgesetzt werden.

Die Länder mit chronischen Exportüberschüssen sollten für ihre Überschüsse mit einer Art Strafzinsen sanktioniert werden. Außerdem sah Keynes harte Kapitalverkehrskontrollen vor.

Aber auch dieser Plan scheiterte an den USA. Heute wird von alternativen Ökonomen (Helmut Creutz, Margrit Kennedy, Roland Geitmann u.a.) ein neutrales Geld gefordert, das eine Geldordnung favorisiert, wo Geld nur noch Tauschmittel und Wertmesser, aber nicht mehr Schatzmittel (Ware) sein darf. Denn Geld ist nichts anderes als ein effektives Transportmittel, das den Handel unterschiedlicher Waren zwischen Erzeugern und Verbrauchern zu transportieren ermöglicht. Statt Zinsen müsste eine Nutzungs- und Umlaufgebühr erhoben werden, wie es heute schon weithin von Banken praktiziert wird.

Allerdings fehlt bis heute die Einführung einer internationalen Finanztransaktionssteuer auf den Handel von Aktien, Anleihen, Währungen und Derivaten, um schädliche spekulative Aktivitäten einzudämmen. Ohne die Einführung solch einer Finanztransaktionssteuer wäre das „neutrale Geld“ sinnlos. Deshalb wurde eine Kampagne für Steuergerechtigkeit am 11. Juli 2019 bei den Vereinten Nationen in New Yorck City von den Kirchen gestartet. Diese Kampagne ist Teil der New International Financial and Economic Architecture Initiative (NIFEA), einer gemeinsamen Initiative des Weltmissionsrates, des Lutherischen Weltbundes (LWB), der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) und des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), um zu einer gerechten Weltordnung zu kommen.

Philip Vinod Peacock, Referent der WGRK für Zeugnis und Gerechtigkeit, sagte: Diese Kampagne ist

Diese Kampagne ist „eine Möglichkeit dies zu erreichen. Wir brauchen ein internationales gerechtes Steuersystem, das auf die Bedürfnisse der Armen und Enteigneten ausgerichtet ist und nicht auf die Bedürfnisse einiger weniger….Durch die Früchte unserer Arbeit und unseres Reichtums sollen die Armen gefördert und die Ausgebeuteten entschädigt werden. Besteuerung ist ein wichtiges Instrument, um den Reichtum innerhalb und zwischen den Ländern gerecht zu verteilen sowie Unternehmen und Bürger im Hinblick auf die Wahrung des Gemeinwohls, einschließlich der Pflege der globalen ökologischen Gemeinschaft, zur Verantwortung zu ziehen“.

Philip Vinod Peacock

Die Kampagne setzt sich auf lokaler, nationaler und globaler Ebene für Steuergerechtigkeit ein und befasst sich mit sozialen und ökologischen Schulden, einschließlich Reparationszahlungen für Kolonialismus und Sklaverei. Mit dieser internationalen Steuerreform ist aber auch eine ökologische Steuerreform gemeint. Statt Steuern auf Einkommen sollte es z. B. zu einer Besteuerung der Produkte und Nahrungsressourcen kommen, denn Arbeit muss von Steuern entlastet sein.

Doch die ökologischen Kosten der Produkte müssten dann in die Produktsteuer mit einfließen. Diese Reformgedanken korrespondieren aber meines Erachtens mit Wilhelm Ostwalds „Energetik in der Zivilgesellschaft“ wie er sie schon auf anderem Gebiet der Friedenssicherung geübt hat. Zu erinnern ist, dass sich Ostwald schon vor 1910 für die Erhaltung des Friedens einsetzte, weil der Krieg eine riesige Energieverschwendung sei.

Im Januar 1910 lernte Ostwald die Mitbegründerin der Deutschen Friedensgesellschaft, Bertha von Suttner in Wien kennen. Und im August 1910 nahm er am 18. Weltfriedenskongress in Stockholm teil und hielt einen Vortrag zum Thema Kultur und Frieden auch wenn er zu Beginn des 1. Weltkrieges leider, wie die meisten deutschen Wissenschaftler, die deutsche Beteiligung am Krieg verteidigte. Dennoch gilt nach wie vor, was er für die Wissenschaft sagte:

„Es ist die soziale Seite, die allgemein menschliche Bedeutung der Fragen, welche der Forscher beantwortet, wodurch sich Wissenshaft von der bloßen Kenntnis irgendwelcher Tatbestände unterscheidet. Wir können sogar ruhig sagen, dass eine jede Kenntnis umso mehr Wissenschaft sein wird, je höher ihre soziale Bedeutung ist.“

Wilhelm Oswald

Schreibe einen Kommentar