Es gibt keinen gerechten Krieg!

… und es gibt keinen gerechten Verteidigungskrieg!

 Aus Friedensbriefen des Bergpredigtpazifisten Dr. Stefan Matzenberger

Vorwort Josefa Maurer

Michael Sebastian Blumrich, Linz, hat 1988, zwei Jahre nach dem Tod von Dr. Stefan Matzenberger, ein knapp 100 Seiten umfassendes Manuskript mit einer Auswahl von Briefen herausgegeben. Dieses wurde mir von Johann Matzenberger geborgt. In meiner Kurzfassung fehlen viele Wiederholungen, sowie Argumente zu Forderungen welche bereits erfüllt sind.  Einzelne Sätze habe ich gekürzt, vereinfacht. Anmerkungen von Blumrich, u. a. sind kursiv gedruckt. Auf den letzten Seiten finden Sie eine Lebensbeschreibung Stefan Matzenbergers. Mehr dazu von Prof. Dr. Karl-Heinz Huber, Seitenstetten, lesen Sie auf der HP der Marktgemeinde St. Peter/ Au, in zwei Geschichtsbeilagen aus Gemeindebriefen von 2016.  

                                                                             Josefa Maurer, St. Peter/ Au, Oktober 2016  

Vorwort Sebastian Blumrich

„Politik muss, ehe sie auch nur einen Schritt tut, vorerst der Moral huldigen.“

Immanuel Kant

„Was moralisch falsch ist, kann nicht politisch richtig sein.“

William Gladstone

Dies ist ein Wegweiser für junge und alte Menschen, die auf der Suche danach sind, wie man Krieg überwindet.

Die Auswahl der Briefe hat Dr. Stefan Matzenberger persönlich vorgenommen in der 49. Woche des Jahres 1984. In dieser Woche zeigte der Kalender den einleitenden Ausspruch von Lilliam Gladstone. Dr. Stefan Matzenberger ergänzte ihn durch die Forderung von Kant.

Bezüglich der Möglichkeit Krieg zu verhindern, darf man ein Volk nicht der Unwissenheit preisgeben. Man muss gewissenhaft über Möglichkeiten der Kriegsverhütung u. Bekämpfung informieren, um weitere Versäumnisse und ein Anwachsen der Kriegsgefahr zu vermeiden.

Wenn jemand die arrogante Auffassung vertritt, er habe alles getan, was man gegen den Krieg und für den Frieden tun kann, dann möge man ihm mit Wissen aus dieser Briefesammlung nachhelfen.

Friede ist machbar, aber nur mit Gott Erkenntnis von Michael Sebastian Blumrich 1988

Friede ist ein so besonderes Ziel, es ist ohne Gott für den Menschen gar nicht erreichbar.

Der Mensch alleine ist zu schwach dazu, um Frieden zu schaffen, aber Gott ist jederzeit bereit, dem Menschen so viel Kraft zu geben, dass er das zuwege bringen kann, was für den Frieden erforderlich ist.

Wer nun fragt: Also gut, was muss ich tun, wenn ich wirklich Frieden auf Erden schaffen will? Der Mensch, der so fragt, erhält von Gott Antworten, Einfälle, die seinen Möglichkeiten entsprechen.

Was immer die Antwort Gottes ist, es wird etwas sein, was der Mensch tun kann,

der sich fragend an Gott gewendet hat, es wird dabei ganz klar für den Menschen sein:

Da ist ein konkreter Schritt möglich, den kann ich mit Gottes Hilfe tun und danach brauche ich Gott nur bitten um Rat für den nächsten Schritt zum Frieden auf Erden.

Dr. Stefan Matzenberger schrieb am 18. 8. 1952 an Professor Schöllgen

Mit großem Interesse und mit Aufmerksamkeit habe ich Ihr Buch „Ohne mich..! Ohne Uns?“ durchstudiert. Ich musste es mir vorlesen lassen ….. Unsere Ansichten stimmen in vieler Hinsicht vollkommen oder weitgehend überein, gehen aber in wesentlichen und sehr entscheidenden Punkten weit auseinander. Beide haben wir die ehrliche Absicht die Wahrheit zu finden, beide wollen wir dem Frieden dienen…

Herr Professor bekennen sich zur Möglichkeit des gerechten Krieges. Krieg ist, wie auch Papst Benedikt XV. im ersten Weltkrieg erklärte, ein „unheilvolles Gemetzel“ und eine „Menschenschlächterei“. Dies gilt nicht nur für den Angriffs- sondern auch für den Verteidigungskrieg. … Es gibt meiner Ansicht nach ebenso wenig einen gerechten Krieg, ein gerechtes Menschengemetzel, wie einen liebevollen Hass und eine liebevolle Barbarei. Die Erschlagung schuldloser Kinder im Bombenkrieg kann niemals gerecht sein. Kriege, und dies gilt auch für Verteidigungskriege, können nur dann gerecht sein, wenn die Ursache und, wie schon Suarez ausdrücklich betonte, auch die Durchführung des Krieges gerecht wäre. In seiner Durchführung aber ist kein Verteidigungskrieg gerecht, da er nicht nur aus Notwehrhandlungen, sondern auch aus einer Unzahl unerlaubter Notwehrexzesshandlungen und wie die Erfahrungen des Luftkrieges deutlich zeigt, auch aus einer Summe ungerechter Agressivhandlungen besteht. ….. Gerecht plus ungerecht ergibt niemals gerecht. …Als Christ muss ich den unchristlichen und unmenschlichen Luftkrieg des Verteidigerstaates ablehnen. Es verbleiben also für mich nur noch zwei Möglichkeiten, nämlich einen Krieg mit halben Mitteln zu befürworten, oder den Defensivkrieg mit halben Mitteln gänzlich abzulehnen. Einen brutalen und totalen Verteidigungskrieg darf ich von rechtlichen, sozialethischen und christlichen Gesichtspunkten nicht billigen.

Einen Verteidigungskrieg mit halben Mitteln zu führen ist sinnlos, wenn der Angreiferstaat einen brutalen und unmenschlichen Angriffskrieg führt. Es verbleibt also nur die dritte Möglichkeit, nämlich die, den Weg der Bergpredigt zu beschreiten. ….

Da Sie sich … zum gerechten Verteidigungskrieg bekennen, muss Ihnen der mit halben Mitteln geführte Verteidigungskrieg gegen einen brutalen Offensivkrieg als der gerechte Krieg erscheinen. Ein unvernünftiger und wegen der Erfolglosigkeit unsinniger Krieg ist auch kein gerechter Krieg.

… Ich muss den Defensivmilitarismus ablehnen und den Pazifismus bejahen. Eine Verteidigung bei der das vernichtet wird, was verteidigt werden soll, ist eine sinnlose Verteidigung. Der dritte Weltkrieg wäre der Selbstmord der kriegführenden Völker.

…..Herr Professor bekennen sich zum Gerechten Verteidigungskriege und mithin dazu, dass ein Staat durch Kriegsrüstungen sich auf einen Verteidigungskrieg vorbereitet. Dies bedeutet die Bejahung des sogenannten „bewaffneten Friedens“. Papst Leo XIII. und sein Nachfolger Pius X. haben den bewaffneten Frieden nicht gebilligt, sondern im Gegenteil daran Kritik geübt und Leo XIII. erklärte, dass die Kriegsrüstung die Kriegsgefahr in sich berge. Ganz im  Gegensatz dazu meinen Herr Professor, dass die Kriegsrüstung den Frieden sichern könne. Die Schweiz sei ein Beispiel dafür. Wenn die Schweiz im 2. Weltkriege nicht ….. besetzt wurde, so war es gewiss nicht allein die Kriegsrüstung der Schweiz, die dies verhinderte. Hitler ist über stärker gerüstete Staaten hergefallen…. Er sah Vorteile darin, einen neutralen Boden in Deutschlands Nähe zu haben….

Sobald man sich zum gerechten Verteidigungskrieg bekennt, befindet man sich geistig in einem Circulus vitiosus. Man muss nämlich für die Kriegsrüstung des Staates eintreten. Rüstet ein Staat, so rüstet auch der Nachbarstaat…. Furcht erzeugt Rüstung, Rüstung erzeugt Furcht und diese wiederum intensivierte Rüstung. ….

Defensivmilitaristen wenden ein, dass bei Verzicht auf den Verteidigungskrieg die Freiheit der Staatsbürger des besetzten Staates verloren geht und dass die Freiheitsrechte auf alle Fälle verteidigt werden müssten. Dabei aber übersehen sie, dass noch vor Ausbruch des Krieges durch den Kriegsdienstzwang die Freiheit der zum Kriegsdienst gezwungenen Soldaten verloren gegangen ist. ……

Wenn Friedensarbeit während der Nacht des Krieges erschwert oder unmöglich gemacht wird, dann trifft die Schuld daran den Militarismus des Offensivkriegsstaates und auch den des Defensivkriegsstaates.

… Gott im Pater noster um die Erlösung von den Übeln zu bitten, selbst aber anderen die Übel des Krieges zufügen wollen, scheint mir eine Unehrlichkeit vor Gott zu sein. … Christus sagt: Liebet eure Feinde und segnet sie. Wer den Feind liebt und segnet, kann nicht gleichzeitig das Maschinengewehrfeuer auf ihn eröffnen.

Der Zweck des Staates ist es die Rechte der Staatsbürger zu schützen. Der Defensivkriegsstaat, der im Defensivkrieg massenweise seine eigenen Staatsbürger gegen ihren Willen auf das Schlachtfeld treibt und dadurch diese, wie auch die Zivilbevölkerung, der Massenvernichtung aussetzt, handelt gegen den Staatszweck. Es ist besser, er verzichtet auf Eigenstaatlichkeit, um dadurch von zwei Übeln das geringere zu wählen. Sicherlich ist dies ein Wagnis, aber ein größeres Wagnis ist es, den modernen Massenvernichtungskrieg zu wählen, für dessen erfolgreichen Ausgang keine Garantie gegeben ist. ….

25. 5. 1955 Aus „Der Gewissensschutz“ der Militär und Kriegsdienstverweigerer in Österr.

Matzenberger begründet seine Ablehnung der allgem. Militär- und Kriegsdienstpflicht als Widerspruch gegen die Gewissensfreiheit im österr. Staatsgrundgesetz vom 21. 12. 1867 und wegen Verletzung des Staatsvertrages kaum nach Inkrafttreten desselben. Staatlicher Militärzwang widerspräche auch der Kirchenlehre. Österreich sollte dem Beispiel 20 anderer Länder folgen. Matzenberger zitiert aus dem Bonner Grundgesetz: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.

Abgesehen von allen jenen Gründen, sollte auch aus praktischen Gründen niemand zum Militärdienst gezwungen werden: Militärdienstgegnerische Personen, die den Krieg als schweres Verbrechen ansehen, schaden durch ihre Einstellung dem Militär mehr als sie nützen. Werden sie in den Kerker geworfen, sind sie eine finanzielle Belastung für den Staat. Arbeiten sie sie in einem Ersatzdienst, oder in ihrem Berufe weiter, erweisen sie sich als nützliche und wertvolle Glieder der Gesellschaft. …(Div. Forderungen sind längst erfüllt.)

10. 7. 1966, an Herrn Univ. Prof. Dr. Lichtenberger SJ, Saigon

Die St. Pöltener Kirchenzeitung vom 10. Juli hat kurz darüber berichtet, dass Sie an der Med. Fakultät der Universität Saigon wirken. Der unmenschliche Krieg in Vietnam veranlasst mich, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten…

Es war während des 2. Weltkrieges. Japanische Truppen näherten sich der Stadt Schanghai. Viele tausende Flüchtlinge wollten in der Stadt Zuflucht nehmen. Doch die Stadtverwaltung wollte die Flüchtlinge und Kranken nicht aufnehmen, da befürchtet wurde, sie nicht verpflegen zu können. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein franz. Jesuit, der sich der vielen tausenden Flüchtlinge erbarmte und einen Ausweg fand.

Er zeichnete mit einem roten Stift einen Kreis auf die vor ihm liegende Landkarte. Das Gebiet innerhalb dieses Kreises um Schanghai erklärte er als pazifiziertes, völkerrechtlich befriedetes Gebiet. Er verhandelte mit den japanischen Truppenkommandanten, mit der Stadtverwaltung der Stadt Schanghai und einem zuständigen chinesischen Armeekommandanten. Er wollte erreichen, dass alle drei Befehlshaber sich vertraglich verpflichten, das Gebiet innerhalb seines roten Kreises als Friedensgebiet zu achten, sich keine bewaffneten Chinesen und Japaner dort hin begeben. Alle drei Befehlshaber sagten zu, unter der Bedingung, dass auch die Gegnerseite sich daran halten würde. Alle drei Vertragspartner unterschrieben also bedingungsweise den Pazifizierungsvertrag des Jesuitenpaters. Die Flüchtlinge durften das Friedensgebiet betreten und der Jesuitenpater sorgte für ihre Betreuung und Verpflegung. Er konnte auf diese Weise vielen Kranken, Verwundeten und Flüchtlingen das Leben retten.

Ich bitte Sie, dem Beispiel des Franzosen zu folgen, einen roten Stift in die Hand zu nehmen und auf eine Landkarte einen roten Kreis in Vietnam einzuzeichnen und das Gebiet innerhalb des roten Kreises als Friedensgebiet zu deklarieren. Wollen Sie bitte sodann mit den amerikanischen Befehlshabern, mit der Regierung in Saigon und mit einem Befehlshaber der kommunistischen Aufständischen verhandeln, um zu erreichen, dass das Gebiet innerhalb ihres roten Kreises vertraglich als Friedensgebiet anerkannt wird. …… Vielleicht genügt ein Gebiet von etwa 200 oder 300 Quadratkilometern, um die Kranken, Verwundeten und Flüchtlinge aufzunehmen. Das Friedensgebiet sollte eindeutige Grenzen haben, durch Flüsse und eindeutig erkennbare Straßen …. Damit die Grenzen nicht umstritten werden. Der Jesuitenorden könnte nach vertraglicher Unterzeichnung … einen Aufruf erlassen, dass viele Christen in vielen Staaten Spenden an Sie schicken. ….. Sie könnten damit Zelte, medizinische Einrichtungen, …. Lebensmittel ankaufen, …… Falls Sie aus irgend einem Grunde nicht in der Lage sind, diesen Plan zu verwirklichen, dann unterbreiten Sie ihn bitte einem Menschen, der Mut hat und das Vertrauen der Vertragspartner erwerben kann. ….

29. 12. 1966 an Seine Magnifizenz Herrn Univ. Prof. Dr. Hörmann

Der Umstand, dass sich Eure Magnifizenz seit vielen Jahren gründlich und mit großem Verantwortungsbewusstsein mit den Problemen des Friedens beschäftigen, veranlasst mich, Ihnen die Gründung eines friedenswissenschaftlichen Instituts an der Universität Wien vorzuschlagen.

Wie die deutsche Zeitschrift „Schule und Nation“ mitteilte, wurde auch in Schweden ein solches Institut gegründet, die schwedische Regierung hat dazu 900.000 Schwedenkronen gewährt. Friedenswissenschaftliche Institute gibt es ferner in Kanada, in Oslo, an der Universität Nymwegen und an der Universität Kroningen. In Tihange bei Huy in Belgien hat der Friedensnobelpreisträger P. Pire seine Friedensuniversität errichtet. In der BRD hat ein evangelischer Pastor das „Freundschaftsheim“ in Bückeburg errichtet, das eine Art Friedensakademie darstellt und das ein Zentrum der Begegnung und der Diskussion über Friedensfragen ist.

Ich bin der Überzeugung, dass auch im neutralen Österreich eine Friedensakademie oder ein friedenswissenschaftliches Institut an der Universität Wien gegründet werden sollte. Aufgabe eines solchen wäre es, mit den oben genannten Einrichtungen des Auslandes zusammen zu arbeiten, eigene friedenswissenschaftliche Forschung zu betreiben, eine Bibliothek friedenswissenschaftlicher Zeitungen, Zeitschriften und Bücher zu schaffen, Diskussionen und Vorträge zu veranstalten usw. Aus dem umfangreichen Verzeichnis der Friedensliteratur im Friedensbuche Ihrer Magnifizenz ist zu ersehen, dass Sie, sehr geehrter Herr Professor, eine große Anzahl von Friedensbüchern und Zeitschriften mit Friedensbeiträgen studiert haben.

… Daher bin ich der Meinung, dass es gegenwärtig und in den nächsten Jahren, kaum einen Rektor einer österr. Universität geben wird, der besser die Notwendigkeit der Errichtung eines friedenswissenschaftlichen Institutes vertreten und gegen allfällige Einwände verteidigen könnte….. daher halte ich die Situation für die Schaffung eines friedenswissenschaftlichen Forschungsinstitutes an der Universität Wien für besonders günstig. …. Von einem Nachfolger Eurer Magnifizenz werden wir kaum die Initiative zur Gründung eines Friedensinstitutes erwarten können.

Anmerkung: Die Universität Wien hat unter Leitung von Prof. Hörmann (Theologe) versucht aufgrund dieser Anregung von Dr. Stefan Matzenberger, ein Friedensforschungsinstitut zu gründen. Die ÖVP- Regierung lehnte dies beinhart ab. Erst unter der Sozialistischen Regierung von Dr. Bruno Kreisky wurde es möglich, an der Universität Wien ein Friedensforschungsinstitut zu schaffen, unter der Voraussetzung, dass dies der Regierung kein Geld kostet. Weiters merkt Dr. Matzenberger an, dass der Druck und Einfluss von höchsten politischen Kreisen und von extrem linken Strömungen auf dieses Institut so groß ist, dass dort echter Pazifismus zu seinen Lebzeiten kaum eine Chance hat.  

3. 4. 1977 an Univ. Prof. DDr. K. Univ. Salzburg

Bei einer Historikertagung in Wien bekam ich unlängst Ihren umfangreichen Artikel „Neutralität heißt Selbstbehauptung“…. In welchem Vertrag oder Dokument finden wir diese Verpflichtung zur Selbstverteidigung? … Nichtduldungspflichten können auch bei gewaltloser Landesverteidigung erfüllt werden. …Anstatt den Militär- und Kriegsdienstzwang in die Verfassung aufzunehmen, hätte Österreich gemeinsam mit anderen Staaten, die diesen Zwang schon abgeschafft haben, wiederholt und immer wieder beantragen sollen, diesen Zwang völkerrechtlich und verfassungsrechtlich zu verbieten. Das wäre ein Fortschritt. Außerdem hätte Österreich die Anregung der Konzilsväter, „jeglichen Krieg“ durch internationale Vereinbarungen zu verbieten, aufgreifen sollen. (Siehe Pastoralkonstitution, Kapitel 5, 82). Anstatt aufzurüsten, sollten neutrale Staaten progressive friedenspolitische Aktivitäten setzen, die dem Krieg entgegenwirken…. Ich habe als Jurist und Friedenstheoretiker klare Vorstellungen davon, wie man einen Staat gewaltlos verteidigen kann und bekenne mich daher zur humanen Landesverteidigung. Ich lege einen Prospekt meines Friedensbuches bei und empfehle Ihnen das Studium dieses Buches. …. Kritik ist erwünscht. … Wären Sie, sehr geehrter Herr Professor, bereit, mit mir in der Volkshochschule Linz oder in einer Wiener Volkshochschule über das Thema „Militärische oder gewaltlose Landesverteidigung“ zu diskutieren? Ich respektiere Ihre Überzeugung und grüße Sie hochachtungsvoll…

An Herrn Prof. V., 1. 8. 1984

Reaktion auf einen Leserbrief in der Furche: Sie bekennen sich zur Geltung des Gewissens und zur Befehlsverweigerung aus Gewissensgründen und sprechen sich gegen die Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen aus. ..… Wer als Soldat dient und darauf wartet, bis er einen unmenschlichen oder verbrecherischen Befehl erhält, wird in größte Schwierigkeiten kommen, wenn er erst dann den Befehl verweigert. ….Beispiel: Ein Dorf des Defensivkriegsstaates wird vom Feind im Krieg besetzt. Ein Offizier gibt den Befehl mit der Artillerie oder mit einem Granatwerfer in das besetzte Dort hineinzuschießen, um den Feind zu vertreiben. Der gewissenhafte Soldat weigert sich, diesen Befehl auszuführen, weil er damit rechnet, auch wehrlose Zivilisten zu töten, schwer zu verletzen. Es gibt Grenzfälle, wo es umstritten ist, ob ein Befehl schon unmenschlich, unchristlich oder verbrecherisch ist. Um nicht in eine derartige Gewissenssituation zu kommen, würde ich den gewissenhaften Wehrdienstanwärtern raten, im Vorhinein den Militärdienst und Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern.

29.11. 1984 an Herrn Prof. P.

Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen und ausführlichen Antwortbrief und für die Besprechung meines Buches „Pazifismus im Atomzeitalter“. Dieser Brief bestätigt meine Ansicht, dass Sie ein idealistisch gesinnter, gemäßigter Defensivmilitarist sind. Ihre beiden Fehler sind jedoch die Inkonsequenz und Faktenignoranz. …. Sie bekennen sich zur „Unantastbarkeit menschlichen Lebens“. Konsequenter Weise müssten Sie daher ebenso wie ich den militärischen Feindesvernichtungsbefehl und jeden brudermörderischen Krieg, also auch den Defensivkrieg und seine Vorbereitung verwerfen. Sie bekennen sich zu Christus und seiner Lehre, ignorieren aber die Bergpredigt mit ihren pazifistischen Postulaten: Tötungsverbot, Vergeltungsverbot, Gerechtigkeitsgebot, Gebot der Feindesliebe usw. Sie schweigen zu …. den Ungerechtigkeiten eines Defensivkrieges, welche ich in meinem oben erwähnten Buch mehrmals erwähnt habe.

Ihnen missfällt die Feststellung, dass nicht die Pazifisten, sondern die Militaristen schuld am Krieg sind. ….. Schuldig an der Eröffnung eines Krieges sind nach meiner Überzeugung kriegsbejahende und kriegsführende militaristische Machthaber. Mitschuldig sind auch die Propagandisten des Krieges, kriegsbejahende und kriegfordernde Generäle und Offiziere, Kriegsfreiwillige und Mordwaffenproduzenten. Die Pazifisten trifft keine Schuld. Sie fragen mich, wer schuld ist, wenn alle Militaristen ausgerottet sind? Die Pazifisten rotten keine Militaristen aus und haben dies nie getan. …..

Sie, Herr Professor, nehmen Anstoß daran, dass ich die Kriegsministerien durch Friedensministerien ersetzen will. Ich habe in einem der letzten Kapitel meines Buches auch gesagt, welche Aufgaben ein Friedensministerium hätte und bitte Sie, dieses Kapitel noch einmal zu lesen. Von Begriffsverwirrung kann dabei keine Rede sein. … Sie verweisen darauf, dass die Juden zur Zeit der Diktatur Hitlers vernichtet wurden, ohne dass sie sich verteidigten. Ich habe als Pazifist jede Menschenrechtsverletzung, jeden Militarismus … verworfen. Pazifismus bedeutet keine Unrechtsverhütungsgarantie, aber je mehr Menschen sich zur Unverletzlichkeit der Menschenrechte bekennen, umso geringer wird das Ausmaß des möglichen Unrechts… Es gäbe natürlich noch sehr viel zu schreiben über Costa Rica, das Verhalten Dänemarks und Norwegens im 2. WK usw.  ….und freundlichen Friedensgrüßen… 

5. 1. 1985 Sehr geehrter Herr Professor P.!

Besten Dank für Ihren freundlichen Antwortbrief vom 11. 12. 1984 und für die Übersendung der Präliminarartikel Kants. … Solange Sie nicht zugeben, dass die Bergpredigt klare pazifistische Forderungen enthält,  …… muss ich meinen Vorwurf, dass Sie sich der Inkonsequenz und Faktenignoranz schuldig machen, aufrecht erhalten. Sie besitzen das Buch „Zum ewigen Frieden“, bezeichnen als „sensationell“ was der Königsberger Philosoph 1795 über den Krieg schrieb. Ich habe dieses Buch vor etwa drei Jahrzehnten ebenfalls studiert und hatte damals den Eindruck, dass es außer …… ein ausgesprochen langweiliges Buch ist. Kant war sicher ein großer Philosoph und ein großer Erkenntnistheoretiker, aber sein Buch zeigt, dass er in der Friedenswissenschaft nur ein Anfänger war. Friedenstheoretisch weitaus fortschrittlicher und daher gewinnbringender sind Friedensbücher des franz. Jesuiten Lorson, des deutschen Dominikanerpaters Stratmann, des Breslauer Friedenslehrers Hermann Hoffmann und des Grazer Theologieprofessors Johannes Ude. Wichtig und richtig ist die Feststellung Kants, dass über den Krieg nicht die Regierungen, sondern die Völker selbst bestimmen sollten, und dass die Politik, ehe sie auch nur einen Schritt tut, vorerst der Moral zu huldigen hat. ….

Wäre Hitler und seine Armee mit pazifistischen Mitteln aufzuhalten gewesen? Die NSDAP und damit ihr Führer kamen durch eine Wahl an die Macht. Weil viele katholische Priester und Pastoren der pazifistischen Bergpredigt nach dem verbrecherischen 1. Weltkrieg misstrauten und sie für den Bereich der Politik nicht als relevant ansahen, wurden die Christen zumeist nicht zu Bergpredigtpazifisten erzogen und wählten auch die militaristische NSDAP und damit auch Adolf den Schrecklichen. Mit dem Stimmzettel hätte also die Machtergreifung Hitlers verhindert werden können.

Hätten Frankreich und England Österreich zu Hilfe kommen sollen? Die kriegerische Hilfeleistung der beiden Staaten wäre für Österreich eine vorzeitige Sterbehilfe gewesen, auf die Österreich verzichtete. Schuschnigg begab sich 1938 nicht an die Front und schickte auch keine Österreicher dorthin, handelte daher richtig im Sinne der Forderungen Christi. Er verhinderte damit den Kriegsausbruch 1938. Militaristische Hilfe anderer Staaten hätte Bombardements, Tod, Mord und andere Verbrechen bedeutet.

Hätten sich auch England und Russland kampflos überrennen lassen sollen? Russland hatte dadurch, dass es den Angriffskrieg Hitlers mit einem Defensivkrieg beantwortete 20 Millionen Tote und sehr große Zerstörung. Hätte kein Staat den verbrecherischen Invasionen der Hitlerarmeen einen militärischen …. Widerstand geleistet, dann hätte es 1945 keine 55 Millionen Tote, keine 35 Millionen Verwundete und kaum Zerstörung gegeben. … Das Finalübel wäre letztlich geringer gewesen. Ich weiß, dass diese kurzen Antworten für Sie nicht befriedigend sind. Doch Sie werden nicht bestreiten, dass die Bergpredigt Christi pazifistisch ist, dass daher der pazifistische Weg richtiger ist….

An Kardinal Innitzer, Erzb. Dr. Jachym, Erzb. Dr. Rohracher und an Bischof Dr. Rusch, am 1. 1. 1952

…… Zahlreiche Christen erwarten sich einen stärkeren Aktivismus der Kirche gegen den Krieg. Vielen verantwortungsbewussten Anhängern des Friedensfürsten Jesus Christus drängen sich Fragen auf, die die kirchliche Obrigkeit nur zum Teil eindeutig gelöst hat. Viele Christen fragen sich, ob es heute noch einen gerechten Krieg gibt,…. Ob er freiwillig an einem Krieg, an der Kriegsrüstung mitarbeiten darf. … Die Lösung dieser brennenden Fragen ist ein Gebot der Stunde.

Die kirchliche Obrigkeit fordert die Gläubigen immer wieder zum Gebet für den Weltfrieden auf. Dies ist gut und entspricht ganz der Lehre des Friedensfürsten Jesus Christus. Der Völkerfriede ist jedoch nicht nur Gabe sondern auch Aufgabe, eine ernste und verpflichtende Aufgabe. Die Christen müssen daher mehr als bisher für den Völkerfrieden arbeiten.

Nichts ist nach den Worten Innozenz III. ein größerer Gegensatz zur Menschenliebe als Menschenschlächterei“.

Papst Pius XII. sagte einmal, dass man mit „einer heiligen Hartnäckigkeit“ für den Frieden arbeiten müsse. Dies setzt aber die Beantwortung grundlegender Fragen voraus. ….

…….Viele Katholiken wissen nichts oder zu wenig über den Inhalt der päpstlichen Friedensenzykliken. Sie treten daher noch heute für den bewaffneten Frieden ein. ….

Die Kirche als Hüterin der Wahrheit darf zu dieser Unwissenheit und zu diesen Irrtümern der Christen nicht schweigen…. Matzenberger fordert durch Aufklärung dem Kriege entgegenzuarbeiten, Richtlinien für den Kriegsfall zu erlassen, kirchliche Presse sollte nicht in Friedenszeiten schuldvoll versäumen, was in Kriegszeiten nicht möglich ist. In allen Landeshauptstädten sollen Studienkommissionen zum Studium des Fragenkomplexes Friede und Krieg gebildet werden. Diese Kommissionen sollten aus Theologen, Soziologen und Völkerrechtswissenschaftlern bestehen, welche Studienergebnisse der kirchlichen Obrigkeit Österreichs vorlegen und nach deren Genehmigung in der kath. Presse veröffentlichen. Unter den Namen jener Professoren, welche an einer Wiener Studienkommission mitarbeiten könnten: Soziologe Dr. Kleinhappl SJ einer der beiden letzten Moraltheologen, welche sich in ihrer Kapitalismuskritik auch mit dem Geldwesen beschäftigt haben.  

„Der Krieg muss verschwinden und von der Erde verjagt werden“. So erklärte einst Papst Pius IX. Wir Katholiken Österreichs wollen unseren Beitrag dazu leisten.

Anmerkung: Dr. Stefan Matzenberger schrieb später einen Brief an Kardinal Erzb. Dr. Th. Innitzer. Der Brief enthielt den Vorschlag: Gründung eines österreichischen Zentrums der internationalen katholischen Friedensbewegung PAX CHRISTI. …. Dieser Vorschlag wurde sehr bald verwirklicht. Dr. Matzenberger und ich haben durch Erfahrungen festgestellt, dass diese österr. Institution wenig Mut in der Öffentlichkeit entwickelte. PAX CHRISTI ÖSTERREICH legt ausdrücklich besonderen Wert auf diskrete, vorsichtige, rücksichtsvolle und diplomatische Friedensbemühungen.

Krieg ist keine Krankheit der Menschheit, Krieg ist die Politik kranker Menschen. … Alle Politiker, die im 20. Jhd. Krieg oder Verteidigungkrieg geführt haben, hatten Syphilis. Ein Volk, welches sich auf den Friedensweg begeben will, wird in Zukunft bei den eigenen Staatsmännern nicht nur fachliche Kompetenz und reichliche Erfahrung, sondern auch Gesundheit gesetzlich verpflichtend vorschreiben. MSBlumrich

Aus Matzenbergers Brief an die katholischen Bischöfe der USA gegen den Vietnamkrieg vom 30. 12. 1972

…… Prof. Karl Barth, der bekannte evangelische Theologe erklärte einmal, dass eine Kirche die schweigt, wenn sie zum Reden verpflichtet sei, sich nicht wundern darf, wenn sie wie ein stummer Hund getreten werde.

Ich kenne den verbrecherischen Terror des aggressiven amerikanischen Militarismus aus eigener schrecklicher Erfahrung. Denn am 5. Februar 1945 wurde meine 22-jährige Schwester bei einem verbrecherischen amerikanischen Tieffliegerangriff in Neumarkt a. d. Ybbs neben mir erschossen als sie mich begleitete. Den unchristlichen und brutalen Terror, den wir 1945 erlebten, müssen nun schon seit vielen Jahren vietnamesische Frauen und Kinder erdulden. Es genügt nicht für den Frieden zu beten! Wir müssen mit dem Papst, mit dem Kardinal von Warschau, mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Palme und mit vielen zehntausenden Friedensaktivisten in aller Welt laut gegen die teuflischen Verbrechen des Krieges protestieren!

Wer zu himmelschreienden Verbrechen schweigt, wird mitschuldig an den Verbrechen.

In der Erwartung, dass die hochwürdigsten Herrn Bischöfe der USA laut und mutig ihre Stimme gegen die Kriegsverbrechen erheben, zeichnet hochachtungsvoll

Dr. Stefan Matzenberger.

12. 12. 1982 An die hw. Herrn Kardinäle Dr. Casaroli (Rom), Dr. König (Wien) und Dr. Wetter (München).

Eminenzen! Als katholischer Jurist und Friedenstheoretiker bitte ich Eure Eminenzen, sich als Stellvertreter des Friedensfürsten Jesus Christus im Namen des gewaltverwerfenden Evangeliums an die vorderste Front der christlichen Friedensbewegungen zu begeben. ….. Ich danke dem Herrn Kardinal Dr. König dafür, dass er sich mehrmals klar und eindeutig gegen die Gefahren eines Atomkrieges ausgesprochen hat. Mehrere Kardinäle und Bischöfe der USA haben sich dazu entschlossen, …. Dem extremen Militarismus, der Völkerausrottungsmittel erzeugt….., ein lautes Halt zuzurufen. ….. Ich schlage vor, dass auch die Konferenz der Kardinäle Europas und dass auch die Bischofskonferenzen der Staaten Europas zu diesen brennenden Fragen des Völkerfriedens (Aufrüstung) und des Krieges offen Stellung nehmen. …. Viele Bischöfe, Priester und auch Moraltheologen haben es sich in der Vergangenheit leicht gemacht…

Anmerkung: Die österr. Bischofskonferenz hat sich entschlossen mit einem Friedensappell an die Öffentlichkeit zu treten. Kathpress Nr. 72/14. 4. 1983, Beilage S 1-5. Die leicht verständliche Darlegung der beklemmenden Situation, sowie der kirchlichen Bemühungen und Absichten, als auch der Aussagen und Appelle erregte beachtliches Aufsehen und ein gerütteltes Maß an Neid, Missgunst, Zustimmung und echter Anerkennung.

Auflistung von Friedensbemühungen in Österreich: Studientagung des katholischen Akademikerverbandes, Aussagen der Wiener Diözesansynode zum Friedensthema 1971, Errichtung des bislang einzigen Friedensforschungsinstituts in Österr. an der kath.- Theol. Fakultät der Univ. Wien, Wirken von Justitia et Pax und Pax Christi. 

17. 10. 1983 an Kardinal Höffner, Köln

Mit brennender Sorge gestatte ich mir als katholischer Jurist und Friedenstheoretiker angesichts der geplanten Aufstellung von Mittelstreckenraketen und der bevorstehenden atomaren Bewaffnung der BRD einen dringenden Hilferuf an Sie und an alle kath. Bischöfe der BRD zu richten. …Atomwaffen sind teuflisch! Bischöfe sollten sich im Namen des Friedensfürsten Jesus Christus und der Friedenskönigin Maria an die Spitze der Friedensbewegungen stellen….. In einem künftigen gottlosen und teuflischen Völkervernichtungskrieg werden Bischöfe, Priester, Ordensleute, Frauen, Kinder und Kriegsgegner vernichtet und geweihte Kirchen und Monstranzen zerstört. Angesichts solcher Gefahren dürfen sich die Bischöfe und Priester nicht neutral verhalten und schweigen, sondern müssen laut ihre Stimme erheben und protestieren. Wird ein Krieg mit atomaren Waffen vorbereitet, ist die Berufung auf das Notwehrrecht unzulässig. 

21. 6. 1957 an Seine Heiligkeit Papst Pius XII.

Eingangs bedankte sich Matzenberger für alle bisherigen Friedensbemühungen mit Anerkennung und Hochachtung.

…..für die vielen sonstigen Äußerungen zum Problem des Völkerfriedens und der Kriegsverhütung gebührt Eurer Heiligkeit der Dank der Christen und der Menschheit.

Matzenbergers wissenschaftliche Untersuchungen zum „Gerechten Krieg“ und Vorschläge für die kirchliche Friedensarbeit füllen drei eng beschriebene Seiten.

Zwei Seiten lang schreibt er am

2. 11. 1958 an Papst Johannes XXIII.

….. Aus dem vorhandenen Kriegsmaterial sollte eine Statue des Friedensfürsten Jesus Christus errichtet werden, die weitaus größer und höher ist, als sämtliche Gebäude der Welt. Auf dem Sockel dieses größten Monumentes der Erde sollte das Gelöbnis aufgeschrieben werden, dass sich die Christen und alle übrigen Menschen und Völker verpflichten, niemals mehr mit Waffengewalt gegeneinander zu kämpfen.

Die Kirche des Friedensfürsten hat bisher noch längst nicht alle Möglichkeiten der Kriegsbekämpfung wahrgenommen. Wenn Sie in der Frage der Kriegsverhütung mutig und bahnbrechend vorangeht, wird sie neue Freunde bekommen. ……. Einst standen Soldaten beim Grabe Christi Wache, um zu verhindern, dass Christus aufersteht. Als der Herr auferstand, fielen die Vertreter des Militarismus ohnmächtig zu Boden. Wenn die Christen Christus wieder in ihren Herzen auferstehen lassen, bricht der Militarismus ohnmächtig zusammen.

Aus 2 ½ Seiten am 4. 10. 1975 an Papst Paul VI.

Matzenberger lobt die Friedensrede des Papstes vor der UNO, besonders die Sätze: „Das Leben des Menschen ist heilig und niemand darf daran Hand anlegen“. Sowie „Wenn Ihr Brüder sein wollt, dann lasst die Waffen Euren Händen entfallen“.

…. Täglich werden militärische Menschentötungswaffen produziert…. Täglich gibt es militärischen Menschentötungsunterricht….. Doch fast alle Bischöfe schweigen dazu und glauben mit gelegentlichen Friedensermahnungen ihre Friedenspflicht getan zu haben.

Das göttliche Tötungsverbot beinhaltet nicht nur, wie viele meinen, ein Mordverbot, Euthanasieverbot und Abtreibungsverbot. Die Worte des Völkerapostels Paulus: Alles in Christus erneuern“, beziehen sich auch auf die Landesverteidigung und führen folgerichtig zu Ende gedacht zur Forderung nach Umstellung auf gewaltlose, menschenrechtbeachtende Landesverteidigung.

…. Kardinäle … haben die Wehrpflicht als unrecht und gottlos bezeichnet. Ich bitte Eure Heiligkeit, unermüdlich das Verbot der Herstellung, Lagerung und Anwendung von Massenvernichtungsmitteln zu verlangen. Eure Heiligkeit mögen universelle und totale Abrüstung aller Staaten immer wieder verlangen.  

13. 5. 1958 an Außenminister Figl

einen österreichischen Friedensplan mit Maßnahmen in der damalige Lage der Weltpolitik und der völkerrechtlichen Situation. „Wichtig ist, dass jeder verantwortungsbewusste und um den Völkerfrieden besorgte Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten alles tut, was der Kriegsvermeidung und dem Weltfrieden dienlich ist.“

Bemerkungen vom Herausgeber Michael S. Blumrich: Figl befasste sich in jeder Situation mit Vorteilen, die vielleicht doch noch zu erkennen waren, um Gutes zu betreiben. Kleine Fortschritte waren ihm große Freude wert. Menschen die nicht guten Willens sind, haben nicht die innere Kraft, Neues und Gutes voll zu unterstützen, sie finden ständig Ausreden.

Blumrich zu einem Brief an Ministerpräsident Franz Josef Straussin welchem sich Matzenberger auf ein Tonband beruft, von einem Vortrag von Strauss zu Kriegsblinden, in welchem er vor einem 3. Weltkrieg warnt: Strauss hat anschließenden einen Kredit an die DDR organisiert und den Abbau der Selbstschusswaffen an der Grenze erreicht.

Am 16. 6. 1977 an den US- Präsidenten Jimmy Cater: M. lobt ihn als Friedensaktivisten uns wünscht dem Präsidenten große Erfolge für sein Eintreten für die Menschenrechte und den Weltfrieden. Er übermittelte Carter zwei friedenspolitische Programme. Einen 10 Punkte umfassenden Vorschlag für eine Belgrader Nachfolgekonferenz unterbreitete er mehreren Staatsregierungen des Ostens und des Westens.  

Am 3. 9. 1981 schrieb Matzenberger an Herrn Fischer, Außenminister der USA, welcher sich zu einem feigen terroristischen Anschlag der PLO geäußert hatte, verglich diesen mit weit größeren Verbrechen der USA und deren Waffenproduktion. Außerdem bemerkt M., dass er das Veto des Vertreters der USA im Sicherheitsrat der UN gegen die Verurteilung des Überfalls südafrikanischer Staaten auf Angola nicht verstehe.

Voller Freude reagierte M. am 2. 7. 1982 auf die Erklärung der UDSSR, auf den Ersteinsatz atomarer Waffen zu verzichten. Er schrieb auch an die Regierung der USA und verlangte diesem Beispiel zu folgen, auch auf den Zweiteinsatz und auf alle biologischen und chemischen Waffen in einem Krieg zu verzichten. Alle Militärbündnisse sollten aufgehoben werden.

Am 3. 6. 1984 wiederholte er diesen Aufruf in einem Brief an Präsident Reagan, mit der dringenden Bitte atomare Völkerausrottungswaffen unverzüglich aus Europa zurückzuziehen und sie zu vernichten.

Empört und bedauernd über die geringen Anstrengungen zur Erzielung von Abrüstungsübereinkommen und verantwortungslosen Rüstungsanstrengungen der USA, schrieb M. am 25. 6. 1983 an Verteidigungsminister Weinberger, USA.

Am 14. 12. 1983 schrieb er an Papst Johannes Paul II. u. a. über die Idee ein ökumenisches Weltfriedenskonzil einzuberufen.

Am 22. 10. 1984 bedankte sich M. bei der Regierung der UdSSR für Friedensbemühungen und bemühte sich aufzuzeigen, wie es zu einem vertrauensvollen Klima zwischen verantwortungsbewussten Christen und friedliebenden Kommunisten kommen könnte. Es könnte für bessere Beziehungen öffentliche Dankeserklärungen der UdSSR an die christlichen Kirchen geben. Da vor allem Präsident Reagan schwerhörig ist gegenüber Friedensbemühungen, sollten der Papst, Kardinäle und Exponenten anderer christlicher Religionsgemeinschaften nach Moskau und in andere Hauptstädte des Ostens eingeladen werden, um Fragen der Kriegsverhinderung zu erörtern.

M. forderte, um ein vertrauensvolles Klima vorzubereiten, dass den Christen in den Staaten des Ostens mehr Freiheitrechte zuerkannt werden sollten. Die Katholiken der Ukraine sollten nicht mehr gezwungen werden der russisch orthodoxen Kirche anzugehören und in den baltischen Staaten sollten die Katholiken mehr Freiheitsrechte bekomme. M. wünscht außerdem neue theologische Lehranstalten. Das Recht der Wehrdienstverweigerung aus religiösen, ethischen und humanitären Gründen soll großzügigerweise gesetzlich verankert und gewährt werden. Hier bezieht sich M auf ein Recht, welches Lenin 1919 in Russland durch eine Verordnung eingeführt hat: Wehrdienstverweigerung aus religiösen und ethischen Gewissensgründen.

Aus Briefen an Militärseelsorger

Dr. Matzenberger geht auf viele Bemerkungen von Militärpfarrern, aus Radioansprachen und div. Beiträgen in Zeitungen mit großem Wohlwollen und mit Dankbarkeit ein, bevor er widerlegt, was er als nicht dem Glauben entsprechend anprangert.

An P. G. am 19. 3. 1980….. Sie unterschätzen und oder verschweigen die teuflischen Verbrechen des Krieges, simplifizieren vermutlich den Defensivkrieg und kommen dadurch zu falschen Schlussfolgerungen. Dazu darf ich nicht schweigen. Dass Gott in einer Reihe von Delikten die Todesstrafe „zwingend vorschrieb“, glaubt ihnen kaum ein vernünftiger Bibelexeget.

…. Christus sagte, dass der gute Hirte sein Leben für die Schafe hingibt. Es steht nicht in den Evangelien, dass das gute Schaf oder das Staatschaf sein Leben für die Staatshirten oder für Machthaberdummheiten hingeben solle. Einer von uns beiden irrt.

Eine Antwort an Pater G. am Karfreitag, 4. 4. 1980

M. konnte auf alle Beschuldigungen reagieren, aus seinem Wissen als Jurist, seines glänzenden Gedächtnisses wegen, aber auch durch Worte von Päpsten, Theologen und durch die Weisheit, dass jemand der in einer Frage irrt, noch lange nicht als Irrlehrer betitelt werden darf. „…. Besser ist es den Krieg mit scharfen Worten zu bekämpfen, als mit scharfer Munition im Krieg auf Menschen zu schießen.“

Am Ostermontag 1980 ergänzte M.: „…. Dort wo Sie über den Hl. Augustinus berichten, unterlassen Sie es, darauf hinzuweisen, dass er für den „gerechten Krieg“ die intentio recta verlangte und erklärte, dass diese schon dann nicht mehr vorhanden ist, wenn „der Wunsch dem Feinde zu schaden, oder ein unversöhnlicher Sinn“ vorhanden sind. …. Also gibt es in unseren Jahrhunderten keinen gerechten Krieg nach Augustinus.

Sie unterlassen auch einen sehr wichtigen Grundsatz des Thomas von Aquin: „Auf keinen Fall ist es erlaubt einen Unschuldigen zu töten!“ M. lobt P. G. für alles das, was er seiner Meinung nach sehr richtig schreibt und ergänzt, dass er mit Militärpfarrern im Krieg gute Erfahrungen gemacht habe. Einer hat sich sogar unter größter Lebensgefahr für die Verwundeten eingesetzt.

Weiter…..Sie unterlassen es auch darauf hinzuweisen, dass es Christus verbot, mit dem Unkraut auch den Weizen auszureißen. Matth. 13, 30.

M. war Sanitäter um nicht kämpfen zu müssen. Er beschreibt unvorstellbare Grausamkeiten, schritt wiederholt gegen Verbrechen ein, konnte nicht alle verhindern, sieht „gerechten Krieg“ als Unsinn, Unsinn.

Anmerkung: 1980 gab es in Österreich noch 11 Kriegsblinde, welche außerdem noch beide Hände verloren hatten. In Deutschland gab es damals noch 120 kriegsblinde Ohnhänder.

An P. G. am 9.4. 1980…. Die meisten Pazifisten bekennen sich nicht zur Gewaltlosigkeit um jeden Preis, sondern zur limitierten Gewaltlosigkeit, vor allem zur Gewaltlosigkeit bei Konflikten zwischen Staaten. Notwehr ist im Falle eines verbrecherischen Angriffs erlaubt. Doch der Notwehrkrieg enthält viele Ungerechtigkeiten, Exzesshandlungen, Oppressionshandlungen, Aggressionshandlungen und Verbrechen und muss daher verworfen werden. Sie haben es in Ihrer umfangreichen Abhandlung unterlassen, auch nur einen einzigen Abwehrkrieg zu nennen, der völlig frei von Menschenrechtsverletzungen, Ungerechtigkeiten und Verbrechen wäre. …..  Bei der Zitierung der Bergpredigt unterlassen Sie es, darauf hinzuweisen, dass Christus jeden, der die Bergpredigtforderungen befolgt, mit einem „k l u g e n  M a n n e“ vergleicht und jenen, der sie hört, aber nicht befolgt, mit einem törichten Manne. Die promilitarische und defensivmilitaristische Politik missachtet die Bergpredigtforderungen und ist daher keine Realpolitik, sondern eine törichte Politik. ….. Franz von Assisi war ein Laie, … der so wie ich… erst im Laufe vieler Jahre erkannte, worum es Jesus wirklich ging. … Franziskus verbot seinen Freunden und Begleitern jeglichen Waffenbesitz.… Er errang sich die Achtung von Freund und Feind… Dadurch, dass ihm Zehntausende folgten, entstand bei den Stadt- und Kirchenfürsten ein so großer Mangel an Leuten die bereit gewesen wären Waffen zu tragen, dass sie untereinander keine Kriege mehr führen konnten. …. Die letzten Funken der Idee, Jesu Worte wörtlich zu nehmen, wurden leider nach dem Ableben von Franziskus ausgetreten. Seither ist die große Popularität der Abrüstung von Seiten der Obrigkeit „totgeschwiegen“.

28. 4. 1980 an Militärpfarrer Th.

Th. hatte gemeint, wer den Militärdienst verweigere, sollte auch im Privatleben entsprechend konsequent leben und seine Wohnung nicht zusperren.

M. antwortete, dass die Konzilsväter vernünftigerweise die Anerkennung des Rechtes auf Wehrdienstverweigerung nicht an die Bedingung geknüpft hätten, Wohnungstüren nicht zu verschließen.

Aus einer Wunschliste an Papst Johannes Paul II. Veröffentlicht SN 29. 5. 1979 FN 1983

  • Der Vatikan sollte die Produktion und den Einsatz aller Massenvernichtungswaffen als teuflische und verbrecherische Kampfmittel verdammen. Er sollte alle Christen und Nichtchristen auffordern, sich nicht an der Produktion gemeingefährlicher Waffen zu beteiligen. Deren Einsatz ist ein Verbrechen gegen Gott und die Menschen.
  • Allen Urhebern und freiwilligen Förderern verbrecherischer Angriffskriege sollte der Ausschluss aus der Kirche angedroht werden. Alle Religionsgemeinschaften sollten solche Menschen ausschließen.
  • Wie es bereits Benedikt XV. 1917 aussprach, sollten alle Staaten durch einen universellen Vertrag den Militär- und Kriegsdienstzwang abschaffen.
  • Waffenhändler sind potentielle Verbrecher (Pfingsten 1968, der polnische Kardinal)
  • Der Papst sollte alle Staaten dazu auffordern, die Militärausgaben jährlich um mindestens 20% zu verringern.
  • Matzenberger empfiehlt nach einem Aufruf von Papst Paul VI. in Bombay, mit den eingesparten Geldmitteln Hungernden und Verhungernden helfen.
  • Die traditionelle Irrlehre vom „gerechten Krieg“ muss verurteilt werden. M. zitiert dazu u. a. Konzilsväter aus der Pastoralkonstitution (82).
  • Der Vatikan sollte verlangen, dass Kriegsministerien durch Friedensministerien und Friedensakademien ersetzt werden und sich klar und eindeutig für die Umstellung von der gewalttätigen militärischen auf die gewaltlose, menschenrechtsbeachtende Landesverteidigung aussprechen.

An Radio Vatikan, am 1. 3. 1977 als Antwort auf die Frage: „Was können wir für den Frieden tun?“

  • Eine Möglichkeit die fast jeder Mensch hat, ist das Gebet für den Frieden. Das Kind, der alte Mensch, der Kranke, der Gehbehinderte, der Gefangene und der Verfolgte kann beten.
  • Bei caritativen Sammlungen Geld für die Notleidenden, für die Verfolgten und Hungernden zu spenden, ist ein Beitrag für den Frieden.
  • Friedensliteratur kaufen, studieren und weitergeben
  • Friedensvereinigungen beitreten, diese finanziell fördern und aktiv in einer oder mehreren Friedensvereinigungen mitarbeiten.
  • Wer keine Friedensvereinigung vorfindet, sollte prüfen, zusammen mit Freunden eine eigene zu gründen.
  • Die Einberufung und Teilnahme an Friedenstagungen, Friedenskongressen, Friedensdiskussionen, Friedensvorträgen, ergibt Möglichkeiten des Friedenswirkens.
  • Wer die Friedensproblematik studiert hat, sollte Leserbriefe und Friedensartikel  schreiben und absenden.
  • Wer nicht Öl ins Feuer gießt, sondern private Unfriedlichkeiten und Feindseligkeiten schlichtet, leistet einen Beitrag zum zwischenmenschlichen Frieden.
  • Div. Bemühungen von Konzilsvätern und zwischenstaatliche Friedensbemühungen, Freundschaftsverträge fördern, mit Abgeordneten und Offizieren über Krieg und Frieden diskutieren, das Gespräch suchen, Besuche machen.
  • Sich für die Schaffung von Friedensforschungsinstituten, Friedensministerien einsetzen, Friedensparteien fördern, Friedenspädagogik, Friedensgenetik, Friedensethik, Friedenspsychologie, Friedenspolitik, Wehrethik, Wehrrecht und Völkerrecht studieren, an Friedensakademien und Friedensforschungsinstituten mitarbeiten.
  • Friedensstudium und Friedensarbeit sind empfehlenswerte Freizeitbeschäftigungen. Vor allem Pensionisten ist es zu empfehlen, die Friedensproblematik zu studieren … das Alter bringt dafür die günstigsten Voraussetzungen seelischer und geistiger Entwicklung und Reife.  
  • Friedensaktivisten sollen sich an internationalen Friedenssolidaritätsaktionen beteiligen. …. So kann Druck gegen verantwortungsloses Wettrüsten, gegen den internationalen Waffenhandel, gegen Rassismus, gegen gewalttätigen Anarchismus, gegen den Terrorismus und gegen den Militarismus ausgeübt werden.
  • Beinahe jeder Mensch hat die Möglichkeit des Friedenswirkens und der gewaltfreien Unrechtsbekämpfung.

Anmerkung: Ich hielt bisher mehr als 250 Friedensvorträge, beteiligte mich an hunderten Friedensdiskussionen und veröffentlichte bisher im In- und Ausland annähernd 440 Friedensbeiträge in ca. 80 verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften.

25. 1. 1984, an Friedensaktivisten und Friedensvereinigungen in Österr. u. der Schweiz

Aus dem „Programm der Friedenspartei Österreichs:“

Wir fordern den Frieden, die Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Respektierung der Menschenrechte, verurteilen Machtmissbrauch, weil Friede die Präsenz des Rechtes und die Abstinenz von Gewalt zur Voraussetzung haben.

Wir rufen alle Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, politischen Parteien… auf, den Kampf gegen den Krieg und das Wettrüsten zu intensivieren.

(Viele Programmpunkte wurden bereits als Forderungen erwähnt, andere sind in Österreich 2016 bereits erfüllt.)

Matzenberger möchte die Umwandlung des Weltstaatenbundes der UNO in einen entmilitarisierten Weltbundesstaat. Nach herrschender Rechtslehre dürfen und sollen gemeingefährliche Sachen wie tollwütige Hunde, die Anzüge von Pestkranken, gefährliche Giftschlangen usw. auf Grund des Sachwehrrechtes vernichtet werden. Atombomben, Sprengbomben….dürfen und sollen auf Grund des Sachwehrrechtes unverzüglich vernichtet werden.

Lichtenstein hat 1868 einseitig abgerüstet, Costa Rica 1949. John F. Kennedy erklärte, dass die Kleinstaaten mit der Abrüstung beispielgebend vorangehen und einseitig abrüsten sollten.

Als bewährte und erfolgreiche Mittel der gewaltlosen Unrechtsbekämpfung und Landesverteidigung gelten: schriftliche und mündliche Petitionen und Proteste, gewaltlose Demonstration, Streiks, Hungerstreik, Warenboykott und Embargo, Amtsniederlegung, ziviler Ungehorsam, Besetzung der Schaltstellen des wirtschaftlichen, politischen, administrativen Lebens, mit verantwortungsbewussten Pazifisten, Kriegsdienstverweigerung, Rüstungsverweigerung, …. Fällen von Bäumen über Einfallstraßen, Abstellung alten Gerümpels auf Flughäfen und die Demontage von Ortsschildern. Geheimsender und Untergrundpresse sorgen für Informationen.

Wir müssen mit allen Kräften darauf hinarbeiten, dass das Verbrechen eines 3. Weltkrieges unterbleibt. Der Pazifismus ist kein Passivismus, sondern ein friedenspädagogischer, friedensorganisatorischer und friedenspolitischer Aktivismus. SEIEN WIR HEUT UND AUCH WEITERHIN FRIEDENSAKTIV, UM NICHT IN ZUKUNFT RADIOAKTIV ZU WERDEN!

Gründung der Österr. Friedenspartei am 20. Nov. 1985:

Ziel der ÖFPA: Jedes Bundesland trägt seine Stimme des Friedens ins Parlament

… Es gibt keinen Klubzwang, die ÖFPA wächst aus der wörtlich genommen Bergpredigt von Jesus. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag. Diese Partei darf keine wie immer gearteten Schulden machen. Es gibt freiwillige Zusammenarbeit, freiwillige Spenden.

Das Besondere: Sinnvoll leben durch beten und arbeiten für den Frieden.

Es geht um Frieden durch die Ehrfurcht vor dem Leben, auch vor dem eigenen Leben.

Es geht um den friedlichen Weg zum Frieden auf Erden.

Wir tun nicht mehr als wir können, aber auch nicht weniger.

Wir wollen nicht kritisieren, sondern behilflich sein.

Sollte etwas schief gehen, so wird das Problem persönlich untereinander gelöst.

Die ÖFPA Gruppen brauchen nicht alle Fragen der Politik zu behandeln.

Fragen der Landwirtschaft und der Volkskultur, werden von der ÖVP sehr gut vertreten.

Fragen der Arbeit und Arbeitszeit werden von der SPÖ sehr oft gut vertreten.

Fragen der Schulbildung werden von der FPÖ sehr oft gut vertreten

Fragen zum Umweltschutz werden von der VGÖ oft sehr gut vertreten

Arbeit gegen Nationalsozialismus wird von der KPÖ sehr gut geleistet

Die  ÖFPA ist die Spezialpartei für echten Frieden.

….. Je weniger die Staatsbürger für den Krieg tun, umso mehr müssen Politiker für den Frieden tun.

Keine Wahlgemeinschaft mit anderen Parteien.

UDE – Treffen (Der Name kommt von der hohen Wertschätzung Dr. Matzenbergers für  DDDDr. Johannes Ude.) sind für Orts- Landes- etc. Gruppen monatlich vorgesehen, für intensive Friedensarbeit wöchentlich.

Dabei wird weder Alkohol, noch Nikotin und auch kein Fleisch konsumiert.

Erster Programmpunkt, ca. 15 Minuten, die Bergpredigt wird vorgelesen; Mt. 5,1 bis 7, 27. 

Nur mit Gottes Hilfe hatten wir den Mut, für den Frieden so weit zu gehen wie bisher.

Nur mit Gottes Hilfe werden wir den Weg des Friedens noch weiter gehen können.

Zweitens: Beratung über Tagespolitik im Lichte pazifistischer Lösungsmethoden

Drittens: Aktionsmöglichkeiten im Sinne von Friedensbriefen eines Pazifisten

Viertens: Beratung über Grundsätze und Prinzipien des Pazifismus

Fünftes: Nächstes UDE- Treffen vereinbaren und bis dahin kleine Schritte durchführen.

Jede ÖFPA- Gruppe führt ein Tagebuch, Mitgliederbuch, Kassabuch, Briefmarkenbuch. Für jede Aktion wird ein Aktionsheft geführt, (Schulheft A5 liniert). … Wenn Spenden für einen bestimmten Zweck nicht gebraucht werden: zurückzahlen!

Erster Schritt zum Frieden ist die Überwindung von Hunger und Not im eigenen Land.

Vorbild für Gewissenhaftigkeit in Politik und Alltag: Jägerstätter Franz und Franziska

Anmerkung von Dr. Matzenberger: Selbstverständlich müsste dieses friedenspolitische Programm noch ergänzt werden durch kulturpolitische, umweltpolitische, rechtspolitische, wirtschaftspolitische, währungspolitische und friedenspädagogische Programmpunkte.

Anmerkung von Michael Sebastian Blumrich: Die Gründung der Österr. Friedenspartei sofort nach dem 2. Weltkrieg, wurde von der amerikanischen Besatzungsmacht in Zusammenarbeit mit den damaligen österr. Sicherheitbehörden unter Androhung von Gefängnisstrafen verhindert. Die Idee der Österr. Friedenspartei wurde damals getragen von DDDDr. Johannes Ude und Ferdinand Wessiak. Weitere Befürworter der ÖFPA sind dadurch maßgeblich gewesen für die Entstehung: Dr. Stefan Matzenberger, Traudy Rinderer, Sepp Gerstgrasser, Michael Sebastian Blumrich, alle aus verschiedenen Gebieten Österreichs. Deshalb wurde das Organisationsprinzip so gewählt, dass eine dezentrale Entwicklung möglich ist.

Am 28. 3. 1984 beschreibt Dr. Stefan Matzenberger sein Leben und Friedenswirken: Wenige Tage nach der Matura musste ich zur deutschen Wehrmacht einrücken. Was Krieg bedeutet, erkannte ich erstmals bei der Nahkampfausbildung unweit von St. Pölten. Wir wurden unterwiesen, wie man einen „Feind“ mit der blanken Stichwaffe ersticht, mit dem Gewehrkolben erschlägt, im Nahkampf erschießt und mit der Handgranate vernichtet. Diese Brutalitätsausbildung machte auf mich, einen gläubigen Katholiken einen großen Eindruck und ich fasste als Kriegsgegner und Gegner des Hitlerregimes den Entschluss, auf keinen Fall einen Menschen zu töten. Als ich 1941 der Stalingradarmee zugeteilt wurde, machte ich einen Sanitätskurs und betreute an der vordersten Kriegsfront oft unter Einsatz meines Lebens verwundete und erkrankte Soldaten. Im strengen Kriegswinter 1941- 1942 erlebte ich verbrecherische Sturmangriffe und Kesselschlachten und war oft in äußerster Lebensgefahr. Am 26. 3. 1942 wurde ich durch annähernd 40 Granatsplitter schwer verwundet, verlor dadurch das Sehvermögen und war monatelang gänzlich gehunfähig. Nach Lazarettaufenthalten in Charkow, Kiew und Berlin studierte ich Rechtswissenschaften. Promotion 1947. Friedensarbeit: Nach einem Jahr des Studiums soziologischer Probleme, begann ich mit dem Studium der Friedenswissenschaft. Seit 1948 bin ich auch Friedensaktivist. 1963 erschien mein Buch „Von der Friedensethik zur Friedenspolitik“ und 1979 das Buch „Pazifismus im Atomzeitalter“.

Ich war einige Jahre lang Vizepräsident der Suttner-Gesellschaft und Generalsekretär dieser Gesellschaft in Wien, bin seit Jahrzehnten Obmannstellvertreter der „Weltbürger in Österreich“ und derzeit auch Obmann der Ude- Friedensgemeinschaft. Ich nahm in den 36 Jahren meiner bisherigen Friedenstätigkeit auch an Friedenstagungen und an internationalen Friedenskongressen teil, veröffentlichte in mehr als 100 verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften 600 Friedensbeiträge. Bis 1984 hielt ich 270 Friedensvorträge und nahm an einigen hunderten öffentlichen Friedensdiskussionen teil.  …..

Als im Jahr 1950 in Österreich die Todestrafe für Verbrecher abgeschafft wurde, setzte ich mich dafür ein, dass die Todesstrafe auch für Soldaten abgeschafft werden müsse. Sie wurde dann im Februar 1968 abgeschafft.

Jahrelang trat ich auch für die Humanisierung des österr. Militärstrafgesetzes ein. Der Gesetzgeber entschloss sich dafür zu Beginn der 70iger Jahre. Einige Bestimmungen des Österr. Wehrgesetzes waren nach meiner Überzeugung verfassungswidrig und ich rebellierte dagegen. Der Verfassungsgerichtshof setzte einige dieser Bestimmungen außer Rechtskraft. Zum Beispiel § 28 des Wehrgesetzes. In den darauffolgenden Jahren war ich ein Vorkämpfer für die Einführung des Zivildienstgesetzes. Das Zivildienstgesetz trat zu Beginn des Jahres 1975 in Österreich in Rechtskraft. Da es aber nach meiner juristischen Überzeugung wieder einige verfassungswidrige Bestimmungen enthielt, bekämpfte ich diese in schriftlichen Eingaben an die kompetenten Stellen. Der Verfassungsgerichtshof hob inzwischen einige dieser verfassungswidrigen Regelungen auf. Ich schrieb auch Briefe……

Wenn sich Waffendienstverweigerer und später Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen an mich wandten, fungierte ich oft als ihr Rechtsberater. ….

Weil ich in Folge meiner schweren Kriegsverletzungen unfähig war, einen Beruf auszuüben, machte ich das Studium friedensethischer, friedensgeschichtlicher, friedenspolitischer, wehrethischer und völkerrechtlicher Probleme und die praktische Friedensarbeit zu meinem Beruf und zu meiner Lebensaufgabe. So lernte ich aus der Vergangenheit. Ich verwirklichte meinen im Krieg gefassten Beschluss. Von der vordersten Kriegsfront begab ich mich an die vorderste Friedensfront.

Michael S. Blumrichschlägt am 12. 12. dem ORF eine Sendung mit Dr. Matzenberger vor: …… M. hat schon mit Präsident Rudolf Kirchschläger österreichische Initiativen für den Frieden in Europa erörtert, als dieser noch Außenminister war. ….. Er bewog in den 60iger Jahren den damaligen Rektor der Wiener Universität, Univ. Prof. Dr. Karl Hörmann, zur Gründung eines Friedensforschungsinstitutes an der Wiener Universität. Dr. M. gründete gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Dr. Hermann Weyss die „Ude- Friedensgemeinschaft“. Er regte in seinem ersten Friedensbuch „Von der Friedensethik zur Friedenspolitik“, Sensenverlag Wien, an, der Vatikan solle einen Festtag für den Frieden und eine Studienkommission für Friedensfragen schaffen. Wenige Jahre nach Erscheinen des Buches, welches diese Vorschläge enthielt, proklamierte Papst Paul VI. den Weltfriedenstag (1. 1.) und schuf die Studienkommission „Justitia et Pax“.

Dr. M. besitzt viele Antwortbriefe prominenter staatlicher Machthaber des In- und Auslandes.

Radiosendungen mit Dr. Matzenberger:

„Hereinspaziert!, Radio NÖ, 3. 1. 1983 von 14:05 – 15:00

„Von Tag zu Tag“, Radio Wien, 23. 12. 1983 (life) von 14:30 bis 15:00 eine halbe Stunde lang beantwortete Dr. Stefan M. danach noch Anrufe im Sendehaus.

„Habt Acht!“ Sendereihe in 6 Teilen, ab 11. 3. 1985 täglich von 9:05 – 9:30

Matzenberger war unübertroffen in Friedensdiskussionen und Beratungsgesprächen, weil er all sein Wissen erst mühevoll suchen musste, dafür dann aber auswendig wusste.

Von der Friedensethik zur Friedenspolitik Vortrag Matzenbergers, 1977 in Linz, von einem Tonband abgeschrieben von M. S. Blumrich

Unter Friedensethik verstehe ich den Inbegriff der sittlichen Normen, deren Verwirklichung den Frieden herbeizuführen und zu festigen vermag. Unter Friedenspolitik verstehe ich praktische Maßnahmen zur Verwirklichung des Friedens. …. Die Beschäftigung damit ist in unserer Zeit von größter Wichtigkeit…..

4 Stadien: 1. Friede ist gleich Eintracht. 2. Unfriede ist gleich Zwietracht. 3. Feindseligkeit ist gleich böswillige Gegnerschaft und 4. Krieg ist planmäßig vorbereitete, organisierte und mit militärischen Mitteln durchgeführte Menschenschlächterei und Gütervernichtung.

Es ist falsch zu sagen, Krieg wird es immer geben, weil es ihn in den Familien gibt.

Zu den Feindseligkeiten gehören auch Terrorismus, gewalttätiger Anarchismus, Rassismus und gewalttätiger Fanatismus. …

Ethische Normen, ethische Vorschriften sind „sollen“- Vorschriften: Sei immer friedlich, tolerant, hilfsbereit, respektiere die Menschenrechte und die Menschenwürde, denn damit leistet man einen Beitrag zum Frieden. Wir finden auch in der Bibel eine Reihe von friedensethischen Vorschriften. Ich erinnere…. Seligpreisungen. Matth. 5,9 werden die für den Frieden tätigen selig gepriesen. Manche sagen: „Selig die friedfertigen“. Das ist falsch. Das hat Luther so übersetzt. In der lateinischen und griechischen Bibelübersetzung ist es genauer: Es heißt lat.: beati pazifisti, d. h. selig sind die für den Frieden tätigen und in der griech. Übersetzung: makariore sereno poere, d. h. ebenfalls: Selig sind die, die für den Frieden etwas tun“, also das ist mehr als friedfertig sein! Die Bergpredigt enthält… das Tötungsverbot, das Vergeltungsverbot, das Feindseligkeitsverbot. Es ist verboten, den Menschen zu beschimpfen, zu grollen, zu zürnen. Dann finden wir das Gerechtigkeitsgebot. Christus nimmt das sehr ernst. Gerechtigkeit ist eine wichtige, friedensethisch relevante Vorschrift. Und dann finden wir noch das Versöhnungsgebot!

Dieses hat Vorrang, vor der liturgischen Vorschrift, vor der Opferung am Altar. Das wird heute auch von den Geistlichen übersehen. Dann, das Gebot der Feindesliebe und das Vergeltungverbot. …..

Christus verpflichtet zur Friedlichkeit. Römische Soldaten zwangen oft einen Juden, Gepäck eine Meile weit mitzutragen. Wenn nun einer sagte: „Ich gehe zwei Meilen mit dir“, so schockierte er den Soldaten, welcher nicht versteht, was da los ist. Damit aber ist dem Jünger Christi die Möglichkeit gegeben, von Jesus zu erzählen. …

Friedenspolitik: Die Machthaber machen nicht genug ….Wenn jemand spricht, er tritt für den Frieden ein und in Wirklichkeit rüstet er auf, … dann ist das eine schizophrene Haltung, eine in sich widersprüchliche Haltung. Vom Frieden sprechen und Krieg vorbereiten ist unsinniges Verhalten. …..

Putativnotwehrhandlungen, das sind Handlungen bei denen irriger Weise angenommen wird, es sei eine Notwehrsituation gegeben ….. z. B. bei Überläufern. Es gibt subjektive Entschuldigungsgründe für objektive Verbrechen. (Siehe Seite 2 Verteidigungskrieg.)  Wenn Sie einem Anhänger vom Verteidigungskrieg zuhören, dann wird er Ihnen sagen: Ja, man muss sich ja verteidigen und man hat das Recht zur Notwehr! Aber dieser Mann verschweigt was ich Ihnen jetzt erzählt habe: Aggressionshandlungen, Notwehrexzesshandlungen, Unmenschlichkeiten und Verbrechen werden unter den Tisch geschwindelt und unter den Teppich gekehrt und es wird so getan als wären sie nicht vorhanden…. Natürlich kommt ein falsches Ergebnis, wenn man schwindelt! Und diesen Schwindel muss der Friedenstheoretiker aufdecken. Diese Teilwirklichkeit muss als solche gesehen werden. Damit kommt man dann zum Urteil: Es gab keinen gerechten Krieg und es gibt keinen gerechten Krieg.

Und daraus folgt die logische Konsequenz: Kein einziger Staat hat das Recht zur Aufrüstung! Machthaber haben nicht das Recht den 19 und 20-jährigen in das Schlachtfeld zu schicken. Sondern die Machthaber haben die Pflicht, friedenspolitisch aktiv zu sein und das tun sie nicht immer, daher machen sie sich in grober Weise schuldig.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten in der Friedenspolitik: Verfassungsrechtliche und völkerrechtliche Möglichkeiten. Z. B. die Truppenreduktionskonferenz in Wien, sie tagt von Zeit zu Zeit. …… Matzenberger diskutierte ¾ Stunden mit dem damaligen Aussenminister Kirchschläger über den Vorschlag er möge in der Helsiniki- Konferenz Truppenreduktion in Ost und West vorschlagen. … Aber er wollte nicht recht, meinte, die Russen machen Schwierigkeiten u.s.w. Also Österreich hat hier Möglichkeiten versäumt und versäumt noch immer diese Möglichkeiten.

Erst einmal sollte die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft werden. Costa Rica hat sein Militär überhaupt nach Hause geschickt. Canada hat den Militär- und Kriegsdienstzwang abgeschafft, ebenfalls die USA nach dem Austritt aus dem Vietnam Krieg. Dann England: Kein Militärdienstzwang! Luxenburg hat diesen ebenfalls abgeschafft, wie Lichtenstein, Japan, Neuseeland. Chruschtschow hat in seinem Abrüstungsplan vom 18. 9. 1959 den er der UNO unterbreitete auch vorgeschlagen, dass der allgemeine Militär- und Kriegsdienstzwang abgeschafft werden sollte! Sie können sich vielleicht noch daran erinnern, dass er damals den Schuh ausgezogen und damit auf den Tisch getrommelt hat. In der Presse hat man sich lustig gemacht darüber, dass Chruschtschow seinen Abrüstungsplan damit unterstrich, mit dem Schuh auf den Tisch zu trommeln. Darüber hat man sich lustig gemacht, aber nichts ist in der Zeitung darüber gestanden, dass er auch vorgeschlagen hat, der Militär- und Kriegsdienstzwang sollte abgeschafft werden. Also! – könnte man bei der Truppenreduktionskonferenz in Wien auch die Russen wieder daran erinnern! …….

1977 gab Österreich 9 Milliarden Schilling für die Aufrüstung und völlig unnötige Erhaltung des Heeres aus. Täglich 25 Millionen! Dabei wird gejammert, es gäbe keine Möglichkeit um einzusparen. …… Ich werde trotzdem weiterhin die Idee der Abrüstung vertreten. Wie gesagt: In Österreich gibt es 20 Friedensvereinigungen, in der Schweiz sind es mehr als 20, in der BRD mehr als 150 Friedensvereinigungen, in Japan 200, aber auch im Kongo gibt es eine ganze Menge Pazifisten. Ich habe z. B. vor ca. 10 Jahren von über 100 000 Kimbanguisten gehört, das sind religiöse christliche Pazifisten, also absolute Kriegsgegner. ….. 

Div. Fragenkomplexe, welche schon früher erwähnt wurden. …

Also, es geht natürlich nicht an, dass man einfach sagt: So, jetzt schaffen wir das Bundesheer ab und jetzt rüsten wir völlig ab und dann tun wir nichts mehr; So geht es auch nicht. Das wäre Passivismus oder Quietismus, ein Nichtstun. Pazifismus ist ein friedenspädagogischer und friedensorganisatorischer und friedenspolitischer Aktivismus, d. h. wir wollen etwas tun für den Frieden, wir wollen eine konstruktive Arbeit leisten für den Frieden: Abschluss von Kriegsächtungsverträgen…… Unser Militär könnte im Notfall gar nicht siegen, weil es zu schwach ist. Man tut verschiedenes nicht, weil kein Ministerium da ist, das sich dafür besonders interessiert. Das Außenministerium hält sich für nicht zuständig dafür und das Kriegsministerium will nicht sondern ist an Aufrüstung interessiert und an Waffenhandel, wie wir im Fall Lütgendorf gesehen haben. Also weg mit den Kriegsministerien und weg mit den Kriegsakademien, wir wollen sie durch Friedensministerien und Friedensakademie ersetzen. Das ist eine Idee, die heute schon in pazifistischen Zeitungen vertreten wird und die auch schon einer der größten österr. Friedenstheoretiker, Prof. Ude vertreten hat.

Zu bereits genannten Maßnahmen: …..Grenzgarantieübereinkommen, kosten fast nichts. Ein Friedensministerum kostet nicht all zu viel und wir können uns viel sicherer fühlen, als mit einem schwachen Militär. Eine Anzahl von Beamten, welche verschiedene Aktionen durchführen ….. aber es braucht keine Waffen, keine Panzer. Wir brauchen einige Friedensakademien, in denen die Leute geschult werden im aktiven und passiven, gewaltlosen Widerstand gegen Unrecht und Verbrechen und zur Invasionbekämpfung und zur Oppressionsbekämpfung. Unter Oppression verstehe ich Unterdrückungsmaßnahmen, auch die gehören bekämpft. Jedes Unrecht soll bekämpft werden, aber auf gewaltlose Weise und unter Respektierung der Menschenrechte und der Menschenwürde. Man kann auf die  Bekämpfung von Unrecht auch verzichten, wenn es sich um Kleinigkeiten handelt, wie ich es von der Bibel hergeleitet habe, verzichten im Interesse des Friedens.

… Niemand braucht Raketen, Panzer und Kampfflugzeuge. …. Nur politische Machthaber wollen sie und die Kriegsindustrie ist daran interessiert.

Staaten können sich verpflichten Konflikte auf dem Verhandlungswege zu lösen, oder im Vergleichswege, Konflikte aus der Welt schaffen. Das Verbot von internationalem Waffenhandel könnte in die Verfassung aufgenommen werden. Waffenhandel in Kriegsgebiete oder vom Krieg bedrohte Regionen ist verbrecherisch. Man gibt dort den Leuten Waffen in die Hand, damit sie noch frecher werden gegeneinander. Verschiedene militaristische Politiker befinden sich nicht auf dem Standpunkt einer Friedensethik, sondern auf dem Standpunkt einer Lausbubenethik. Denken Sie an Staaten in Afrika und im vorderen Orient…. Das muss einmal ganz offen gesagt werden.

Wir haben die Aufgabe…. Verlogenheiten und Dummheiten des Militarismus aufzuzeigen.

Österreich braucht laut Staatsvertrag nicht aufzurüsten, es braucht kein Militär zu haben. Für ein Gespräch mit einem Oberst im Verteidigungsministerium hatte Matzenberger den Staatsvertrag mit. Dieser fing an zu blättern, weil er jene Passage bezüglich Verteidigung im Neutralitätsgesetz finden wollte, aber, es gibt sie nicht. Es ist dies eine militaristische Propagandalüge. Matzenberger erzählt hier von vielen Begegnungen.

Im Neutralitätsgesetz steht: Dass Österreich seine immerwährende Neutralität mit allen zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen wird. Aber es steht nicht drin, dass es militärische Mittel sein müssen.

Was heißt denn, für einen christlich und rechtlich denkenden Menschen „Mit allen zu Gebote stehenden Mitteln“, das heißt doch nur mit moralischen Mitteln, oder kann ich auch verbrecherische Mittel billigen? Niemals, als rechtlich denkender Mensch!

Der Militarismus verschweigt die Wirklichkeit des Krieges

Wenn man auf dem Schlachtfeld war, so wie ich und einige die heute hier sind, ……..dann hat man genug vom Krieg und weiß um die Verbrechen des Krieges und hat die Pflicht, von diesen Verbrechen zu sprechen, ganz egal ob man gut ankommt, ob es einem übel genommen wird oder nicht. Man muss den Mut dazu haben, auch darüber zu schreiben, …. Sich in pazifistische Diskussionen einschalten, z. B. Redaktionsanschrift Profil, Adresse….  

Hinweise auf Kriegsmittelbeschränkungen im Staatsvertrag Artikel 13. ….Wenn wir auf die Bibel hören, auf Christus, oder die Konzilsväter, kommen noch zusätzliche Beschränkungen hinzu……. Im Rahmen des Naturrechtes darf kein einziger schuldloser Mensch getötet werden. Der Papst am 4. 10. 1965 vor der UNO: „Das Leben des Menschen ist heilig und niemand darf daran Hand anlegen!“

Abschnitt 82 in der Pastoralkonstitution des II. Vatikanums: Jeglicher Krieg solle mit allen Kräften, mit ALLEN KRÄFTEN verboten werden.

… Ich merke überhaupt nichts davon, dass Machthaber mit allen Kräften jeglichen Krieg verbieten.

Immer weiter trotten in einer alten Lehre nach dem Grundsatz: „Willst du Frieden, dann bereite den Krieg vor“. Das ist die Aufgabe des Kriegsministeriums. Ein Grundsatz, der schon in früheren Jahren falsch war. Nach diesem idiotischen und völlig unsinnigen Grundsatz wird noch heute Politik gemacht von den Kriegsministerien. Daher weg mit diesen überflüssigen Ministerien, die keine Existenzberechtigung haben.

Es gibt bereits Staaten, in denen Friedensparteien aufgestellt wurden, so z. B. Holland. Da haben die Sozialisten, die mit der Aufrüstung nicht zufrieden waren sich abgespalten, haben eine eigene Friedenspartei gegründet und haben auf ersten Anhieb 2 Abgeordnete ins Parlament gebracht. Beim nächsten mal 4 Abgeordnete, bei der wieder darauffolgenden Wahl 2 Abgeordnete. Wieviel sie derzeit haben, weiß ich nicht. Auch in Deutschland hat man eine Friedenspartei gegründet, sie nennt sich Weltbürgerpartei und was mich besonders freut, man hat viele Programmpunkte, die ich entworfen habe, die in Deutschland in Hessen und Frankfurt veröffentlicht wurden, in das Parteiprogramm aufgenommen und zwar wörtlich abgeschrieben. …. Meiner Ansicht nach ist auch in Österreich eine Friedenspartei notwendig, die als Zünglein an der Waage im Parlament eine Rolle spielt und eindeutig einen Friedensweg geht, weg von den alten Irrlehren der vergangenen Jahrhunderte….

(MSB: Dieser Vortrag fand 1977 statt, 1985 wurde die ÖFPA am 20. 11. Am 40. Jahrestag der ersten Parlamentswahl angemeldet. Die aktive Phase unserer Friedenspartei beginnt spätestens nach dem 3. Weltkrieg.)

Völkerrecht: ….. Gestern hat ein Ministerialbeamter ganz eindeutig vor Mittelschulprofessoren in meiner Gegenwart gesagt: „Wir müssen laut Völkerrecht aufrüsten.“ Und er hat sich dabei auf das 5. Haager Abkommen über die Rechte und Pflichten neutraler Staaten im Krieg berufen. Dieses Abkommen stammt aus dem Jahre 1907. Ich habe dieses Abkommen studiert und kenne es. …. Man darf fremde militärische Stützpunkte nicht dulden, nicht den Durchmarsch fremder Truppen…. Aber es steht nicht drinnen, dass man mit Gewalt verteidigen muss. Es steht nicht drinnen, dass man einen Defensivkrieg führen muss. Das ist eine falsche Auslegung. ….. Es gibt primitive und progressive Völkerrechtler. … Ein progressiver, also fortschrittlicher Völkerrechtler, wird niemals sagen, laut Haager Vertrag von 1907 sind wir zur Aufrüstung verpflichtet. Die meisten Juristen kennen sich im Völkerrecht nicht sehr gut aus, befassen sich nicht damit. In meiner Gegenwart hat noch niemand den Beweis erbracht, dass wir laut Völkerrecht aufrüsten müssen.

Wenn wir uns umstellen auf gewaltlose Landesverteidigung, was müsste ein Friedensministerium machen? Div. Verträge wurden bereits erwähnt, Grenzgarantieübereinkommen, Freundschaftspakte und Friedensbeistandspakte. In Letzterem würden sich die Vertragsstaaten verpflichten, wenn einer dieser Staaten einmal militärisch überfallen würde, sofort aus Protest die diplomatischen und handelspolitischen Beziehungen zum Aggressorstaat abzubrechen und den Ausschluss aus internationalen Organisationen und Institutionen zu beschließen. Dadurch verliert der Aggressorstaat viel Geld und Ansehen. Die Vertragsstaaten könnten sofort die Friedensorganisationen aufrufen, dass sie große Propaganda gegen (die Entscheidung) des Aggressorstaates machen. Es könnte ein Mordswirbel in den der Presse entstehen. Mit Hilfe von Friedensministerien könnte großer Widerstand geleistet werden.

Friedensministerien könnten Abrüstungsbestrebungen intensivieren. Da bitte sitzen die  Machthaber zusammen und ihre Vertreter in Genf und sagen sie machen Abrüstungskonferenz. – Bringen sie etwas vorwärts? Nein! Warum nicht? Weil dort die Vertreter der Verteidigungsministerien sitzen und die sind ja gar nicht an Abrüstung interessiert, sie wollen ja Jahr für Jahr mehr aufrüsten! Ich kenne einen General der dort regelmäßig hingeschickt wird, …. Ja, wenn man solche Leute hinschickt, das ist doch nichts, da kommen wir nicht zur Abrüstung. Das ist Augenauswischerei, das ist Schwindel, das ist Irreführung. Wir brauchen ein Friedensministerium, das Vertreter hinschickt, die tatsächlich  etwas tun für die Abrüstung, die den Weg dazu vorbereiten, durch verfassungsrechtliche und völkerrechtliche Entspannungsmaßnahmen, die vorher gesetzt werden und dann rüstet man eben schrittweise ab. Nicht plötzlich, sonst gibt’s eine Menge Arbeitslose.

Friedensministerien könnten mit Friedensorganisationen zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass rechtzeitig eine Exilregierung gebildet wird.

Wenn …Verträge tatsächlich ausnahmsweise nichts nützen sollten, was ich nicht glaube, wenn man intensiv immer wieder diese Maßnahmen ergreift und immer wieder friedenspolitische Aktivitäten setzt, dann nützt es schon etwas! Wenn man natürlich solche Halbheiten macht, wie es jetzt die Machthaber machen, …. die die ganzen friedenspolitischen Aktivitäten abbremsen, wenn man solche Halbheiten macht, kommt man natürlich nicht weiter. Aber wenn Friedensministerien da wären, dann müssten sie ja auch beweisen, dass sie eine Existenzberechtigung haben, daher müssten sie etwas tun, denn sonst werden sie ja am Ende des Jahres oder am Ende der Legislaturperiode gefragt: „Nun, was hab ihr geleistet?“ Da müssen sie ja doch irgendetwas aufweisen an Leistungen.

Friedensministerien könnten rechtzeitig eine Exilregierung schaffen, welche ihre Aktivität aufnimmt, sobald das Hoheitsgebiet eines Staates militärisch besetzt wird. Die Exilregierung schlägt Alarm im Ausland, nimmt die Gelder, die im Ausland in Banken angelegt sind, einige Milliarden vorbereitet, damit die Exilregierung aktionsfähig ist, damit Zusammenarbeit mit Friedensorganisationen, Kriegsgegnerorganisationen, mit befreundeten Staaten und Beistandspaktstaaten einen gewaltlosen Kampf führen, um die politische Unabhängikeit des militärisch okkupierten Staates wieder zu erlangen.

Was kann nun der Einzelne tun? Welche Möglichkeiten hat er?

  • Man kann einer oder mehreren Friedensvereinigungen beitreten. Wer sagt er hat keine Möglichkeit, der hat die Dinge nicht durchdacht, zu wenig nachgedacht, oder er will nichts machen.  
  • Jeder kann für den Frieden beten, soferne er religiös ist, daran hindert ihn niemand. Wer nicht religiös ist, sollte trotzdem für den Frieden arbeiten, er kann etwas tun, weil es in Österreich 20 oder 18 Friedensvereinigungen gibt, bei denen er mitarbeiten, oder die er finanziell unterstützen könnte.
  • Und wenn er nur 10 Schilling für Briefmarken im Monat hergibt, so hat er etwas getan. Immer besser etwas tun als nichts. Wenn einige Tausend spenden, dann können die Friedensvereinigungen arbeiten, können Flugblätter herausgeben, usw.
  • Nicht jeder muss unbedingt friedenspolitische Aktivitäten entfalten. Von einem Bauernknecht kann ich das nicht erwarten. Aber er kann vielleicht 5 oder 10 Schilling einer Friedensorganisation spenden. Und er kann vielleicht auch eine Friedenszeitschrift beziehen.
  • Also auch der Bezug von Friedenszeitschriften und die Verbreitung von Friedensbüchern,
  • die Abhaltung von Friedenstagungen, Friedenskongressen ist möglich, oder wie es hier geschehen ist: ein paar Freunde haben ermöglicht, dass dieser Vortrag heute stattfindet.
  • Der Einzelne kann sich an Petitionen beteiligen. Schreiben kann bald einer und eine freundliche, höfliche Petitionsschrift abfassen kann auch bald einer. Z. B.: Das Unrecht so und so möge abgestellt werden. Man schickt ein höfliches Bittgesuch, einem betreffenden Minister z. B.
  • Die zweite, schon etwas heftigere Möglichkeit, zu der nicht mehr alle den Mut haben, ….weil sie befürchten ev. ihre Stelle zu verlieren, wäre mündlicher oder schriftlicher Protest gegen ein Unrecht. Da kann der Einzelne mittun, …. oder er kann eine Friedensorganisation finanziell unterstützen, die das macht. Z. B.: Amnesty International protestiert oft gegen Einkerkerung von Gewissensgefangenen. Es gibt allein in Österr. 50 Gruppen von Amnesty I.
  • Dann gibt es die Möglichkeit der Teilnahme an gewaltlosen Demonstrationen.
  • Gesinnungsdemonstrationen, damit unterstützen wir Gesinnungsfreunde welche irgendwo im Ausland demonstrieren.
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Streik. … Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gandhi hat davon Gebrauch gemacht, er ist öfters in den Hungerstreik getreten. Er war ja sehr mutig. Er ist achtmal ins Gefängnis gegangen. Es ist durchaus nicht so einfach

gewesen, für den ungefähr 50-jährigen Mann, in einem Kampf, der dann schließlich auf gewaltlose Weise zum Erfolg geführt hat: zur politischen Unabhängigkeit Indiens.  

Es gibt Arbeitsstreik, Hungerstreik, Liegestreik. Das haben z. B. Bekannte von mir in Frankreich gemacht. Sie haben sich hingelegt vor Rüstungsfabriken, die Zufahrt blockiert und sich von der Polizei wegtragen lassen.

  • Der Steuerentrichtungsstreik ist in Ungarn einmal angewendet worden, im vorigen Jahrhundert mit Erfolg unter dem Pazifistenführer Fereno Deák, ein christlicher Pazifistenführer, der auch dann einen Erfolg verzeichnen konnte im Jahre 1867, als der Ausgleich mit Österreich durchgeführt wurde und er gewaltlos gegen das Kaiserhaus Österreich gekämpft hat, weil er überzeugt war, dass dieses die Rechte der Ungarn achten soll. (In den üblichen Geschichtsbüchern wird natürlich verschwiegen, welche Erfolge in der Vergangenheit für Gerechtigkeit und Frieden gewaltlos errungen wurden.)
  • Das Embargo: Ausfuhrverbot in den Aggressorstaat
  • Oder das Boykott gegen Waren…… Jeder einzelne kann sich daran beteiligen. Dieser Boykott kann von Friedensorganisationen, vom Friedensministerium, er wird nicht vom Kriegsministerium ausgerufen werden. Auch Gandhi und Martin Luther King haben von diesem Mittel Gebrauch gemacht.
  • Ämterniederlegung,
  • Besetzung der politischen, ökonomischen und administrativen d. h. verwaltungstechnischen Schaltstellen des politischen Lebens durch mutige Friedensaktivisten und sachkundige Menschenrechtsverteidiger. (Das gehört zu den Aufgaben von Friedensministerium und Exilregierung).
  • Jeder Österreicher hat seit 1. 1. 1977 die Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung.
  • Rüstungsverweigerung. Man muss nicht in einem Rüstungsbetrieb arbeiten.
  • Verweigerung der Zeichnung von Kriegsanleihen
  • Der Einsatz des Stimmzettels bei den Wahlen, indem man nicht jene Partei wählt, die am lautesten nach Aufrüstung schreit.
  • Am günstigsten ist es freilich, eine eigene Friedenspartei zu haben, sofern an der Spitze dieser Friedenspartei Idealisten stehen, die auch Sachkenntnis besitzen und es aufrichtig meinen.

Der Ausschluss des Aggressorstaaates und des Opressorstaates aus internationalen Organisationen und Institutionen wird von diesen staatlichen Machthabern sehr gefürchtet. Daher brauchen wir Institutionen, die das betreiben. Das können nur Friedensministerien machen, denn die Außenministerien sind zu feige dazu. Ich höre nichts davon, dass, wenn irgendwo grobes Unrecht geschieht, Ausschlüsse gefordert werden. Höchstens bei Südafrika macht man das, wegen der Rassentrennung, aber sonst geschieht sehr viel Unrecht und Verbrechen auf dieser Welt und die Außenministerien sind zu feig dazu, um eine solche Maßnahme in Erwägung zu ziehen und diese in der UNO in der Generalversammlung aufzuwerfen.

Sehr großen Druck hat man in den USA ausgeübt, indem man den Vietnam Krieg nach dem jeweils amtierenden Präsidenten benannt Hat: Johnsons War und Nixons War. Das hat diesen Präsidenten die ganz persönliche Schuld am Krieg öffentlich deutlich vor Augen geführt. Diese betroffenen Männer haben sich darüber bitter beklagt. Ich bin sicher, dass dieses persönliche Unbehagen sehr stark zur Beendigung – und vorher schon zur Begrenzung – des Vietnam Krieges beigetragen hat. Dieses Mittel gegen den Krieg ist auch auf andere kriegsführende Präsidenten anwendbar.

Der Feind kommt nicht, wenn wir alles das tun, was wir für den Frieden tun können und unser Friedensministerium pausenlos arbeitet. Wenn er doch kommen sollte, so gäbe es Obstruktionsmaßnahmen: Dem einmarschierenden Feind zeigen, dass er unerwünscht ist,

ein Bauer oder Kleinhäusler schneidet z. B. einen Obstbaum um und behindert damit den Einmarsch.

Matzenberger erzählt: Tschechische Studenten haben im August und September 1968 Ortstafeln ausgewechselt, damit waren die Gegner desorientiert. Sie haben Hausnummern abmontiert. Er weist darauf hin, dass man auf Flugplätzen altes Gerümpel, alte Autos, Kästen, Möbelstücke abstellen könnte, es wichtig wäre eine Untergrundpresse zu schaffen und im Falle einer strengen Militärdiktatur Geheimsender.

So, jetzt habe ich Ihnen eine ganze Reihe von Möglichkeiten des Friedensführens aufgezählt.

Ich glaube, jeder hat einige Möglichkeiten des Friedensführens gefunden, gesehen, dass es nicht wahr ist, dass man nichts tun kann. Man muss natürlich den Mut zur Kleinarbeit haben. Man erwarte nicht gleich große Erfolge. Ich arbeite seit 30 Jahren für den Frieden, habe auch keine überwältigenden Erfolge erzielt, aber ich habe einiges erreicht, und die Friedensorganisationen in Österreich haben einiges erreicht…..

Da muss ich Ihnen noch ein paar praktische Beispiele erzählen, 1955 in Österreich, dass man wirklich etwas ausrichten kann, wenn man das tut:

….. Es wurde 1955 erreicht, dass das Recht auf Waffendienstverweigerung aus religiösen und ethischen Gewissensgründen in Österreich anerkannt wurde, denn sonst wären ja die Leute eingesperrt worden, ….  Welche aus Überzeugung den Befehl zu schießen nicht ausführen wollten. …. Die Abschaffung der Todesstrafe für Soldaten haben wir im Februar 1968 durchgesetzt. Für Schwerverbrecher wurde sie bereits 1950 abgeschafft! Wir Friedensaktivisten sind dagegen Sturm gelaufen, bis man nachgegeben hat, bis wir einige interessierte Parlamentarier gefunden haben, die sich unserer Wünsche und Forderungen  angeschlossen haben. 

Dann haben wir erreicht die Abschaffung der Diskriminierung der Waffendienstverweigerer. Das heißt, diese mussten früher 3 Monate länger dienen, 12, anstelle 9 Monate…. Es war ein Verstoß gegen das Gleichheitsgesetz. Der größte Erfolg war das Zivildienstgesetz von 1975.

Fragen:

Zur Strategie der 1000 kleinen Gefechte nach Armeegeneral Spanocci: …. Sehr viel besser, aus vielen Gründen…. Gewaltloser Widerstand.

Was kann man tun, wenn man schon Wehrdienst geleistet hat, aber nicht Kriegsdienst leisten möchte? ….. Einen Antrag stellen… div. Ausführungen….. Es lohnt sich einen solchen Antrag zu stellen, wenn man der Überzeugung ist, Krieg wäre ein Verbrechen und verrückt. Man darf nur nicht Offiziere verrückt nennen, das ist verboten, es wäre auch unrichtig, es sind auch Idealisten dabei. Man kann aber ohne weiteres ins Gesuch schreiben: „Ich halte den Krieg für ein Verbrechen, für eine Verrücktheit.“…. In der BRD haben sie jetzt schon

200 000 Waffendienstverweigerer. Auch in der DDR ist das erlaubt, auch in Polen. Auch in der Tschechoslovakei gibt es Waffendienstverweigerer.

Ein Blinder weist der Welt den Weg zum Frieden – Dr. Stefan Matzenberger 1919-1986 aus St. Michael am Bruckbach, 4x für den Friedensnobelplreis vorgeschlagen.

Aus „St. Peterer Gemeindegeschichten“, von Dr. Karl Heinz Huber, Seitenstetten.

Er war der 6. Armee, die nach Stalingrad marschierte, zugeteilt. Als Sanitäter und Regimentsmelder wurde er eingesetzt und kam oft in größte Gefahren, als auf ihn direkt geschossen wurde. Im Kriegswinter 1941/42 war er bei -30 bis -43 Grad an der Front. Am 26. März 1942 war er, 23 Jahre alt, wieder einmal als Regimentsmelder unterwegs, als 2 Meter neben ihm eine 12,6-cm-Granate einschlug. Er selbst beschreibt es folgendermaßen: “Ich wurde von annähernd 40 Granatsplittern schwer getroffen, blutete am Kopf, auf der Brust, und bemerkte, dass das Blut auch in den Stiefel rann. Glücklicherweise befand sich nicht sehr weit von mir entfernt ein Sanitäter, der mich verband. Durch diese Granatsplitterverletzungen verlor ich das Augenlicht und war sofort gänzlich gehunfähig. Ein Splitter durchschlug seinen Mantel, einen Rubel, ein 5-Pfennig-Stück, beschädigte noch die Marienmedaille von Tschenstochau, die er von einem polnischen Pfarrer wenige Monate vorher bekommen hatte, und blieb dann liegen. “Dass ich trotz dieser schweren Verwundungen am Leben blieb, ist geradezu ein Wunder.”

Stefan Matzenberger wurde am 5. Mai 1919 im Hause Schindelmacher geboren. Das Gymnasium besuchte er in Seitenstetten und Waidhofen/Ybbs, wo er auch die Matura mit Auszeichnung ablegte. Im April 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und im Sommer 1941 nach Polen abkommandiert und überlebte in Russland den Angriff 30 km von Charkow entfernt, wohin er ins Kriegslazarett gebracht wurde. Von da kam er (nun ein Blinder) nach Kiew und später in das Berliner Gertrauden-Krankenhaus, wo er beschloss, Jus zu studieren. Er lernte die Blindenschrift, ihre Kurzschrift und Schreibmaschinschreiben. Wieder genesen, begab er sich auf die Heimreise. Seine Schwester Rosina (*1922) hat sich um ihren jungen, blinden Bruder angenommen. Der Krieg aber war noch nicht zu Ende. Am Sonntag, 4.2.1945, war Rosina noch in der hl. Messe in Wien, und am nächsten Tag wollte sie mit ihrem Bruder nach Ertl fahren.

Matzenberger schreibt: “Am 5. 2. 1945, also drei Jahre nach meiner Verwundung, erlebte ich einen furchtbaren Tieffliegerangriff in der Nähe von Neumarkt an der Ybbs, bei dem meine 23jährige Schwester neben mir erschossen wurde und auch sonst ungefähr 70 Menschen in meiner Nähe durch amerikanische Tiefflieger getötet wurden.”

Solche unmenschliche Kriegserlebnisse beeinflussten seinen weiteren Lebensweg. In Ertl lernte er auch seine spätere Frau kennen. In der Pfarrchronik ist 1945 zu lesen: “Fräulein Lisi Kadlec ließ sich für das heurige Schuljahr beurlauben, um den kriegsblinden Studenten aus unserer Pfarre, Stefan Matzenberger, beim Studium behilflich zu sein und ihm in Wien den Haushalt zu führen.” Als Blinder studierte er in Marburg an der Lahn Rechtswissenschaften, später auch in Wien, und er wurde 1947 zum Dr. iur. promoviert. All seine weiteren Studien stellte er in den Dienst der Friedensforschung und setzte sein Leben zur Förderung des Friedens ein.

In den folgenden Jahren hielt Dr. Matzenberger unzählige Vorträge (über 250), beteiligte sich an öffentlichen Friedensdiskussionen (etwa 100) und schrieb in zirka 100 verschiedenen Zeitschriften, Zeitungen und Mitteilungsblättern ungefähr 500 Friedensartikel und Leserbriefe, alle im Dienst des Friedens. Auch hohe Persönlichkeiten aus Politik und Kirche versuchte er mit seiner Friedenslehre zu beeinflussen. Er schrieb Briefe, knapp 20.000, oft einige Seiten lang, mit detaillierten Vorschlägen zu Abrüstung, Kriegsverhinderung und Friedensaktivitäten. Und er meinte dazu: “Ich trug ein wenig bei, dass 1952 die österreichische Pax-Christi-Bewegung ins Leben gerufen wurde, dass 1955 in das österreichische Wehrgesetz Waffendienstver-weigerungsbestimmungen aufgenommen wurden, dass im Februar 1968 in Österreich die Todesstrafe für Soldaten abgeschafft wurde und das Militärstrafgesetz humanisiert wurde.

Ich regte die Gründung eines Friedensforschungsinstitutes an der Universität Wien an und schlug … die Einführung eines christlichen Weltfriedensfesttages vor. Diese Anregung wurde realisiert. (1967 wurde die päpstliche Studienkommission Justitia et Pax’ gegründet, und Papst Paul VI. proklamierte 1967 den Weltfriedenstag für den 1. Jänner eines jeden Jahres.)

Antwort auf seine Briefe bekam Dr. Matzenberger etwa vom Staatssekretariat des Vatikan, von Kekkonen (Staatspräsident von Finnland), Sadat (Staatspräsident von Ägypten) und Senator Robert Kennedy (USA) und vielen anderen. Viermal wurde für ihn in Oslo um Zuerkennung des Friedensnobelpreises angesucht. Leider ohne entsprechenden Erfolg.

Dr. Matzenberger starb am 5. März 1986 im 67. Lebensjahr. Er hat als Blinder vielen die Augen für eine menschlichere und friedlichere Welt geöffnet und gilt als ein Wegbereiter der Friedensbewegung.

Zwei Bücher von Dr. Stefan Matzenberger:

“Von der Friedensethik zur Friedenspolitik” Hundert Fragen an den Pazifismus, Eurasia-Verlag, Wien, 1963, 223 Seiten.

1979 „Pazifismus im Atomzeitalter“ Kriegsverhinderung durch Friedensaktivität, Sensen-Verlag, Wien, 1979,212 Seiten.

Wie kostbar für mich, Dr. Matzenbergers Bruder Johann begegnet zu sein. Er hat schon als 11-jähriger Gesetzesbücher vorgelesen, in den Pausen mit Stefan Holz gesägt. Hinweise auf Prof. Dr. Kleinhappl SJ und DDDDr. Ude sind mir wegen der Geldfrage besonders wichtig.

Gerne versende ich Unterlagen für „Friedensfähiges Geldwesen“ maurerjosefa@gmx.at 

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