Geldkreislauf – Ständige Kreditausweitung

Geld entsteht durch Kreditaufnahme (1) und gelangt durch Ausgaben in den Kreislauf. Genauso wie es durch Kreditaufnahme entsteht, verschwindet es durch Kredittilgung (2) wieder in dem Nichts aus dem es gekommen ist.

Das mag verwundern, doch dagegen ist wenig einzuwenden. Da Geld ein Tauschmittel für Waren ist, sollte es auch mit den Waren entstehen und vergehen.

Tatsächlich kann durch Kontokorrentkredit (1) Geld für den Warenumsatz entstehen. Doch diese Kredite sind teuer und durch die Banken jederzeit kündbar.

Infolgedessen erfolgt die Geld­versorgung der Realwirtschaft (3) maßgeblich durch Investitions­kredite (4).

Da durch Kredittilgung stets Geld vernichtet wird, müssen ständig neue Kredite vergeben werden. Das zwingt dazu, immer neue, stets Profit versprechende Investitionsprojekte zu erfinden oder zu entwickeln.

Profitabel müssen Investitions­vorhaben erscheinen, weil sonst von Unternehmen dafür keine Kredite aufgenommen werden.

Sinkt die Kreditaufnahme der Unternehmen im Inland, müssen sogenannte Entwicklungsländer (5) dazu gebracht werden auf Kredit bei uns einzukaufen.

Reicht auch dieser Geldzufluss nicht aus, muss der Staat (6) als Kreditnehmer auftreten.

Das Geld, das als Profit (7) unentwegt aus der Realwirtschaft (3) herausgezogen wird, jagt derweil in der Finanzwirtschaft (8) weiterem Profit nach. Wenn durch diesen Geldfluss die Wert­papierpreise stetig steigen, verselbständigt sich die Geldschöpfung in der Finanzwirtschaft (8). Banken schaffen dann immer mehr Geld durch Innerbankenkredite (9), allein zum Zweck Wertpapiere zu kaufen und bald darauf mit Gewinn weiter zu verkaufen. Die Finanzwirtschaft ist ein Kettenbriefsystem. Sie funktioniert nur solange die Geldmenge in ihr ständig wächst.

Die Realwirtschaft (3) wird immer stärker vom Geldzufluss aus der Finanzwirtschaft (8) abhängig, da die direkte Geldversorgung der Realwirtschaft durch Investitionskredite (4), Auslandskredite, d.h. durch Exporterlöse (5) und Ausweitung der Staatsverschuldung (6) nicht mehr ausreicht.

Werden kapitalgestützte Renten (10) verkonsumiert, fließen Finanzmarktgewinne in die Realwirt­schaft. Auch Einkommen, die im Investmentbanking (11) entstehen, bewirken einen Geldzufluss in die Realwirtschaft. Reichen diese Zuflüsse nicht aus, muss der Staat privatisieren (12). D.h. er muss gesellschaftliches Eigentum genau an jene verkaufen, die an den Finanzmärkten mit dem aus der Realwirtschaft entzogenem Geld noch mehr Geld verdient haben.

Da die Finanzwirtschaft zunehmend zu einer der Geldquellen der Realwirtschaft geworden ist, werden die Finanzmärkte im Krisenfall durch den Staat geschützt und gestützt.

Die Wirtschaft steht auf dem Kopf. 

Digitale Version der Tafel 11 der Geldausstellung von Samirah Kenawi


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