Vorbemerkung
Dieser Beitrag geht auf einen Vortrag beim Hayek Club Salzburg vor sechs Jahren zurück der auf Initiative von Bernhard Pichler stattfand.
Wie sehr die gesellschaftlich-moralischen Rahmenbedingungen, die F. A. Hayek voraussetzt bzw. einfordert, weggefallen sind, zeigt die Tatsache, dass mir auf der Heimfahrt im Zug meine Aktentasche mit den Unterlagen entwendet wurde. Gegenbeispiel: Ein Firmkind, das zur selben Zeit in Kyoto dissertierte, vergaß seine Kamera auf einer Bank vor einem frequentierten Museum. Am nächsten Tag entschuldigte sich der Portier beim Nachfragenden, dass er ihn mangels Adresse nicht von seinem Vergessen verständigt habe.
Vor diesem Unterschied im Kleinen bewegt, sah ich in den Folgejahren mehr auf die Kriminalstatistiken und die politischen Einflussnahmen. Meine Beobachtungen kleidete ich in den Satz „Der Staat als die Privatbeute der Parteien“. Das ‚Ibiza Video‘ ist ein Blitzlicht in diese Richtung und der Umgang mit diesem ebenso (Ausschnitte aus widerrechtlich gemachten Filmaufnahmen werden widerrechtlich laufend gezeigt, um daraus Kapital zu schlagen, und auch im Parlament breitgetreten). Dazu kommen nun die massiven dirigistischen Eingriffe in das gesamte Gesellschaftsleben im Rahmen der Corona-Krise, bei denen das bewährte Epidemiegesetz ex 1950/1960, in dem Ersatzansprüche festgelegt sind, durch ‚Bittsteller-Gesetze‘ ersetzt wurde.
Als Reaktion zu diesen Zeitläuften in Bezug auf F. A. Hayek müsste man wohl sagen: Er rotiert an seiner Heimat verzweifelnd in seinem Grab am Neustifter Friedhof zu Wien.
F. A. Hayeks wesentliche Thesen
Um nach dem bewährten Dreischritt <Sehen – Urteilen – Handeln> vorgehen zu können, seien die wesentlichen Thesen Hayeks kurz aufgelistet: – Jede staatliche und überstaatliche Planwirtschaft übt ‚Anmaßung von Wissen‘.
Die ‚Sozialingenieure‘ können das Wissen dezentraler spontaner Ordnungen und Selbstorganisationen nicht ersetzen. Die Sicherung der spontanen Ordnungen durch generelle gesetzliche Regelungen ist die wesentlichste Aufgabe des Staates. Zu den Aufgaben des Staates gehören daher:
- Die Schaffung einer Rechtsordnung die Vertragsfreiheit, Schutz des Eigentums und Haftungen für Schaden zufügende private und öffentliche Eingriffe vorsieht
- Die Bereitstellung öffentlicher Güter (Bildung, Gesundheit, Sicherheit).
- Zertifizierung und Informationen, die der Sicherheit und Gesundheit dienen.
- Die Erhebung von Steuern (Abgaben)
- Die Sicherung eines Mindesteinkommens
In seiner ‚Road to serfdom‘ (Weg zur Knechtschaft) (1944) vertritt F. A. Hayek noch die Position der Marktwirtschaft ohne Adjektiv (market economy without prefix). Dadurch kam er in Gegensatz zu den Ordoliberalen, wie Walter Eucken und Ludwig Erhard, die eine ‚gezügelten‘ Markt einforderten. In seinem umfassenden Alterswerk ‚Die Verfassung der Freiheit‘ (1960) nähert er sich in seinen philosophischen, soziologischen und wirtschaftlichen Überlegungen den Ordoliberalen an (Forderung, dass die Märkte generellen, kontrollierenden Regelungen unterliegen).
Wie die von F. A. Hayek angestrebte wohlstandsmehrende und Freiheit gewährende Gesellschaftsverfassung ausgehebelt (blockiert) wird.
Hayek ging in seinen Analysen, Konzepten und Empfehlungen immer von einer fair funktionierenden Konkurrenz der Akteure auf freien Märkten aus. Die zunehmenden Monopol- und Oligopol-Bildungen und die staatlichen Unterstützungen der ‚Big Player‘ führen jedoch zu einer einseitigen Vermachtung der Märkte. Die ‚Handelskriege‘ der letzten Jahre und die spezielle Großinteressen schützenden ‚Umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommen‘, die neben den generellen multinationalen Regelungen der WTO (GATT) abgeschlossen werden, sowie die völkerrechtswidrige ‚Sanktionspolitik‘[1] zeugen von dieser Entwicklung.
Im Finanzbereich hat dies Papst Pius XI bereits 1931 in der Enzyklika Quadragesimo Anno, par. 105 ff geradezu prophetisch benannt:
„Am auffallenden ist heute die geradezu ungeheure Zusammenballung nicht nur an Kapital, sondern an Macht und wirtschaftlicher Herrschgewalt in den Händen einzelner, die sehr oft gar nicht Eigentümer, sondern Treuhänder anvertrauten Gutes sind[2], über die sie mit geradezu unumschränkter Machtvollkommenheit verfügen. Zur Ungeheuerlichkeit wächst die Vermachtung der Wirtschaft sich aus bei denjenigen, die als Beherrscher und Lenker des Finanzkapitals unbeschränkte Verfügung haben über den Kredit und über seine Verteilung nach ihrem Willen bestimmen. Mit dem Kredit beherrschen sie den Blutkreislauf des ganzen Wirtschaftskörpers, das Lebenselement der Wirtschaft ist derart unter ihrer Faust, dass niemand gegen ihr Geheiß auch nur zu atmen wagen kann.
Papst Pius XI
Diese Zusammenballung der Macht ist das natürliche Ergebnis eine grundsätzlich zügellosen Konkurrenzfreiheit, die nicht anders als mit dem Überleben das Stärkeren, d. i. allzu oft der Gewalttätigeren und Gewissenloseren enden kann, ist das Eigentümliche der jüngsten wirtschaftlichen Entwicklung.“
Rezent wurde diese Vermachtung in der allgemein zugänglichen Studie der ETH-Zürich The Network of Global Corporate Control ex 2011 identifiziert[3] und von OXFAM im Bericht zur sozialen Ungleichheit ( Report on Public Goods and Private Wealth 2018) aufgezeigt[4] sowie von der Politökonomin Maja Göpel in Ihrem jüngsten Buch Unsere Welt neu Denken (Ullstein 2020) aktuell benannt. Letztere spricht von einem kapitalistischen Neofeudalismus – einer globalen Plutokratie – und fordert einen neuen Gesellschaftsvertrag.
Der Befund ist also zwingend, dass die Konzentration ökonomischer Macht in den Händen einiger weniger Akteure, den von F. A. Hayek geforderten und vorausgesetzten Wettbewerb aushebelt.
Im Bankenbereich ist das Ausschalten des Wettbewerbs ebenso ersichtlich:
Das Festlegen eines ‚Null-Zinssatzes‘ durch die Europäische Zentralbank (EZB) und von Negativzinsen für Bankeinlagen sowie von Aufkaufprogrammen von Anleihen verschuldeter Staaten und Unternehmen, verzerrt die Märkte hin zu einer Blase, die in Zukunft zu platzen droht bzw. platzen muss.
Die Bildung eines natürlichen Zinssatzes, der sich nach Anbot und Nachfrage richtet ist somit ausgeschaltet. Hayek hat in seiner Konjunkturforschung dem natürlichen Zinssatz eine ausgleichende Schlüsselrolle zugeordnet: In Zeiten der Hochkonjunktur steigt die Nachfrage nach Krediten und daher steigen die Kreditzinsen. Diese Entwicklung wirkt bremsend. Wenn nun wegen der höheren Kreditkosten die Nachfrage nach Krediten sinkt, dann sinkt das Zinsniveau, und es besteht ein Anreiz zu investieren. Derzeit ist dieser Mechanismus ausgeschaltet und konjunkturelle Entwicklungen verlaufen ungebremst bis hin zum ‚crash‘.
Hinzu kommt die Vermachtung innerhalb des Bankwesens selbst. Die kleinen gesunden Banken werden zugunsten der abzudeckenden Spekulationsverluste der Dachinstitute mit Hilfe der Finanzaufsicht geplündert und fusioniert.[5]
Wir sollten aber noch eine Entwicklung bedenken, die F. A. Hayek nicht voraussehen konnte, die aber derzeit dominiert. Der Epigone und zugleich Kritiker von F. A. Hayek, Milton Friedman, postulierte, dass im Unterschied zu Hayek (Betonung des natürlichen Zinssatzes) und zu J. M. Keynes (Betonung des Konsums, Nachfrageorientierung) auch die Produktion (Angebotsorientierung) die Konjunktur bestimmt. Bei dieser spielen vor allem die Löhne und Gehälter eine Rolle. Diese müssten flexibel sein und in Zeiten der Flaute nach unten angepasst werden, damit die Konjunktur wieder anspringt. In diesem Prozess der flexiblen Anpassung gibt es eine „Natürliche Arbeitslosenquote“ der Arbeit Suchenden.
Im Zeitalter der Vollautomatisierung[6] spielt jedoch das Lohnniveau eine untergeordnete (wenn nicht sogar kaum eine) Rolle. Es gibt somit eine durch Lohnsenkungen nicht überbrückbare Arbeitslosigkeit. Die Friktionsarbeitslosigkeit ( „natürliche Arbeitslosigkeit“) tritt nur sehr eingeschränkt im Spezialistenbereich auf.
Der Befund muss daher lauten: Unter den gegenwärtigen institutionellen und technischen Rahmenbedingungen müssen wir F. A. Hayeks Thesen neu und angepasst durchdenken. Er hätte als umfassend gebildeter Beobachter und Logiker, als Jurist, Ökonom, Soziologe, Historiker und Philosoph sicher der neuen Situation angepasste Schlüsse gezogen.
Welche Wege aus der Blockade bieten sich an?
Ich denke, dass es erforderlich ist, die institutionellen und technischen Möglichkeiten zu verschwistern und mit den eingangs kurz aufgezählten Aufgaben, die F. A. Hayek den Staaten zumisst, in Einklang zu bringen.
Das zentrale Anliegen Hayeks ist die Sicherstellung des fairen und effizienten Wettbewerbs und von Rechtsicherheit durch allgemeine Regeln für den Erwerb, den Schutz und den Gebrauch des Eigentums.
Technologiegestütze Dezentralisierung
Die „spontanen Ordnungen“ setzen Dezentralisierung und eine Mehrzahl von ökonomischen Akteuren voraus. Derzeit werden die Fortschritte in der Informatik, Telekommunikation und Mikroelektronik für die Architektur immer größerer Einheiten eingesetzt, die Oligopole und Monopole bewirken. Die modernen Techniken könnten jedoch für intelligente Dezentralisierung und Vernetzung eingesetzt werden. Insbesondere durch die Möglichkeiten der Mikroelektronik und Informatik können kleine Einheiten effizient gestaltet werden. Zusätzlich können bei der Produktion der Fabrikationsanlagen (Ausrüstungsinvestitionen) die Skaleneffekte (Economics of Scale) lukriert werden, wodurch der Vorteil der Großanlagen wegfällt. Das gängige Argument, dass für kostengünstige Produktionen große Einheiten unabdingbar seien, kann daher entkräftet werden.
progressive Besteuerung
Wenn die staatlichen Regeln analog zur Einkommensteuer größere Einheiten progressiv besteuern würden, könnte eine Dynamik zugunsten der kleineren Einheiten ausgelöst werden, und diese würden im Wettbewerb die innovativsten, effizientesten und preisgünstigsten Lösungen finden.
Dies gilt mutatis mutandis auch für die Landwirtschaft. Derzeit wird die Arbeitsproduktivität mittels hohem Kapital-, Energie- und Chemieeinsatz maximiert. Wenn jedoch diese externen Hilfen entsprechend besteuert werden, und die Landwirte in Sinne eines fairen Wettbewerbes vor monokulturell erzeugten Massenprodukten geschützt werden[7], würde eine standortangepasste, vielfältige Produktion rentabel sein, und ein angepasster Wettbewerb entstehen.
Auf die vermachtende Konzentration im Finanzbereich wurde bereits eingangs hingewiesen. Die derzeitigen internationalen Regelungen gehen vornehmlich zulasten der kleinen Kreditinstitute, denen wenig sinnvolle Dokumentationen, Businesspläne, Fallisement-Simulierungen und Haftungen aufgezwungen werden.[8]
Im internationalen Bereich ist es die ökonomisch erstickende Politik und Praxis des IWF und der Weltbank, die im sogenannten „Washington Consensus“[9] ihren Ausdruck fand.
Es bedarf daher einer radikalen Durchforstung der internationalen und nationalen Finanzarchitektur, wie ich sie in meinem Manifest (Anlage) kurz dargelegt habe, um jene wirtschaftspolitische Situation herzustellen, die F.A. Hayek einfordert, um zu einer wohlstandsmehrenden Dynamik zu kommen.
Bildung
Hayek fordert auch die Bildung von mündigen Bürgern, die zur Verwirklichung von spontanen Ordnungen (Verhaltensmustern) fähig sind, und in Sicherheit und Gesundheit leben können; denn nur so können sie ihr persönliches Potential entfalten.
Steuersystem
Hierzu ist ein angepasstes, ertragreiches, den Wettbewerb nicht behinderndes Steuersystem erforderlich. Dieses habe ich ebenfalls in meinem Manifest aufgezeigt.
Mindesteinkommen
Noch ein Vermerk zu Hayeks Forderung nach einem Mindesteinkommen. Gegenwärtig wird das BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen) sogar in einem Volksbegehren propagiert. Ich denke, dass im Sinne Hayeks eine Grundsicherung wünschenswert ist. Diese muss jedoch von etlichen begleitenden Maßnahmen flankiert werden.
Eine ist ein Bildungsprogramm, das die Verantwortung für ein gemeinwohlorientiertes Handeln vermittelt (Die Gemeinschaft gewährt dir eine Grundsicherung, und dafür bringst du deine Talente und Fähigkeiten bestmöglich ein.).
Zwei andere tragende sind, die aufgezeigte strategische Steuerreform, die die Finanzierung ermöglicht, sowie die handels- und sozialpolitische Absicherung gegen die Unterwanderung durch Wohlstandsmigranten, die den geltenden Sozialvertrag nicht mittragen und daher das System zu Einsturz bringen.
Eine gut geplante Grundsicherung fördert den innovativen Wettbewerb, weil es das Risiko von unternehmerischen Initiativen abmildert. Wenn der Unternehmende weiß, dass er bei einem Fallisement nicht ins Bodenlose fallen kann, dann wird er eher bereit sein, zu versuchen Neuerungen umzusetzen.
Abschließend sei betont, dass die gegenwärtigen Blockaden der von F. A. Hayek konzipierten wohlstandsmehrenden und Freiheit gewährenden Dynamik eine Reform des rahmengebenden Gesellschaftsvertrages erfordern. Einige Schlüsselstellglieder wurden vorstehend und im beigeschlossenen Manifest aufgezeigt.
Ich denke, dass auch noch eine Aussage des wohl größten Philosophen und Ökonomen des 19 Jh., John Stuart Mill, angefügt werden soll:
F. A. Hayek meinte zurecht: Preissignale sind das einzige Instrument (Mittel, means), das es jedem der eine ökonomische Entscheidung zu treffen hat, ermöglicht verschwiegene oder verstreute Informationen miteinander zu verknüpfen, um ökonomische Berechnungen durchzuführen.
John Stuart Mill, der auch Vorbild von Hayek war, hat dies in zwei kurzen Sätzen zusammengefasst:
Der fair geregelte freie Markt bewirkt sie optimale Allokation der Produktionsfaktoren. Die staatlichen Regelungen sollen die gerechte Verteilung des Wohlstandes bewirken.
John Stuart Mill
Ich selbst spreche immer von ‚Delegationswirtschaft‘: Wie in jeder klug gestalteten Organisation soll der Staat die Rahmenregelungen und Ziele vorgeben, aber ein Maximum an Entscheidungen den Unternehmen und den kleinen sozialen Einheiten überlassen. Hierzu ist die direkte Demokratie nach Schweizer Muster ein optimaler Weg[10] zu dem Ideal das F. A. Hayek anspricht:
‚Größtmögliche Freiheit für alle Menschen ruft die kreativen Kräfte hervor, die für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Zivilisation unerlässlich sind.‘[11]
F. A. Hayek
[1] Der Philosoph und Präsident der International Progress Organisation Prof. Hans Köchler spricht von der „Sicherung des Herrschaftsanspruchs durch Sanktionspolitik“ diese müsste mit ‚Wirtschaftskriegsführung‘ benannt werden.
[2] Entgegen der üblichen Meinung sind die Einleger bei einer Bank nicht mehr Eigentümer ihres Guthabens, sondern haben nur eine Forderung an sie. Diese kann verloren gehen, wenn die Bank insolvent wird.
[3] Die Studie hat aus 30 Mio ökonomischer Akteure gemäß der OECD-Datenbasis Orbis (2007) 43.060 TNCs ausgewählt und auf ihre Konnektivität untersucht. Sie kam zu dem Ergebnis, dass eine kleine Gruppe von Finanzdienstleistern (financial intermediates) die „Super Entity“ bilden und dass die ‚top ranked actors‘ überraschenderweise zehnmal mehr Kontrollmöglichkeiten halten, als ihrem Wert (wealth) entspricht.
[4] Der Forbes Milliardärsbericht https://www.forbes.com/billionaires/list/#version:static und der Global Wealth Report 2020 der Boston Consulting Group (BCG) unterstreichen dies. Die Finanzvermögen von $ 226,4 Billionen betragen bereits das 2,7-fache des Weltbruttoproduktes (World-BIP) und die Gesamtvermögen von $ 900 Billionen das rd. 10-fache. Da die Finanzvermögen um rd. 2,5 Mrd./a steigen öffnet sich die Einkommensschere zugunsten der Kapitaleinkommen immer mehr. Dadurch sinkt der Anteil der Arbeitseinkommen am Volkeinkommen. Da sich die großen Kapitaleigner außerdem zum Großteil ihres Beitrages zur Finanzierung der Gemeinwesen entziehen (Steuervermeidung) kommen dadurch auch die öffentlichen Budgets in Notlage und können die öffentlichen Dienste (Güter),.die Hayek voraussetzt, nicht mehr ausreichend erbringen.
[5] Ein Beispiel ist die kerngesunde Volksbank Gmünd im Maltatal , die 2014 eine Eigenkapitalquote von 18 % hatte und von der FMA unter Androhung eines Finanzkommissars und der Einstellung der IT-Dienste zur Fusion und zur Ablieferung der Reserven verhalten wurde. Geplündert flüchtete sie sich schließlich in die neu gegründete Dolomitenbank. Der Staat (die FMA) greift also zugunsten von Großinteressen ein und fungiert nicht mehr als Sicherer des fairen Wettbewerbes, wie F. A. Hayek es fordert, sondern als Büttel von Großinteressen.
Wie stark die Konzentration geplant fortschreitet, zeigt ein Gespräch von Vertretern der Finanzelite, das ein Kollege zufällig in den Couloirs von Brüssel mithörte. Die Herren meinten, dass für Europa ein System von sieben Großbanken sinnvoll wäre, um den Finanzmarkt effizient kontrollieren zu können.
In England gibt es gegenwärtig nur mehr vier Großbanken und insbesondere keine regionalen Banken mehr. Dies hat den Prof. für International Banking an der Universität von Southampton, Dr. Richard Werner, veranlasst, eine Initiative zur Gründung lokaler Sparkassen und Raiffeisenbanken zu starten (Local First CIC).
[6] Wir sprechen von Computer Integrated Manufacturing (CIM) in dem nur einige Spezialisten den Prozess steuern. Der Autor hat die Automatisierung des Lyocell-Werkes in Heiligenkreuz (Bgld.) im Rahmen des FFGW begleitet. Die Produktion steuerten schließlich zwei Mittelschulingenieure und in der Werkstatt war die Eingreiftruppe ebenso groß.
[7] Dies gilt vor allem auch für den internationalen Handel. Im Sinne eines fairen Wettbewerbs sollte freier Marktzutritt nur erlaubt sein, wenn nachgewiesen wird, dass bei der Erstellung des betroffenen Gutes die ökologischen und sozialen Standards des Bestimmungslandes eingehalten wurden (Bestimmungslandprinzip). Dies ist durch Art. III 4 des GATT, das in die WTO rezipiert wurde, gedeckt.
[8] Geschäftsführer kleiner Banken haben geklagt, dass sie gegenwärtig rd. die Hälfte ihrer Zeit der vorgeschriebenen Bürokratie widmen müssen, statt sich um die Kunden („ums Geschäft“ zu kümmern. Außerdem drohen ihnen bei den kleinsten ‚Verfehlungen‘ enorme persönliche Strafen. Die Kreditvergabe nach Augenmaß und Bonitätseinschätzung ist passé. Hiervon sind vor allem die lokalen Genossenschaftsbanken betroffen.
[9] Man verfolgte eine streng kontrollierte (dirigistische) angebotsseitige Stabilisierungspolitik mit radikalen Kürzungen der Staatausgaben und Staatseinnahmen(Steuern), sowie der Löhne und Gehälter, damit Unternehmen kostengünstig am Weltmarkt agieren, und die gewährten Kredite zurück bezahlt werden können.
Dieser schuldnerlastige ‚Ausgleich‘ widerspricht dem Konzept einer Clearing Union, wie sie J. M. Keynes, zum Wiederaufbau nach dem Zeiten Weltkrieg vorgeschlagen hat. In dieser mussten auch die Gläubigerländer (sprich die beherrschende Hochfinanz) einen adäquaten Beitrag zum längerfristigen Ausgleich leisten.
Der ‚Erfolg‘ des Washington Consensus zeigt sich exemplarisch in den sich wiederholenden Krisen des einst reichen Landes Argentinien. Hierzu sei noch erwähnt, dass Argentinien zu Beginn der Krisen in die klassische ‚Hochfinanzfalle‘ getappt ist (Aufdrängen von kostgengünstigen Krediten ohne Fixzinsklausel und nachfolgende Erhöhung der Zinsen mit diversen Argumenten).
[10] Die direkte Demokratie bewirkt, was F. A. Hayek als wünschenswerte Tradition der kleinen Einheiten, die gesellschaftlich-kulturell im Wettbewerb stehen, einmahnt. Konkrete, attraktive Vorbilder gesellschaftlicher Gestaltung bewirken mehr, als hegemoniale Planungen. Ein Beispiel ist das vorbildliche Iglauer Bergrecht, das bis in Übersee kopiert wurde.
[11] Ein Eingehen auf die gegenwärtige an A. Huxleys Brave new World erinnernde Meinungskontrolle und Meinungsmache durch die Medien und die öffentliche Hand, genannt Förderung von ‚Political Correctness‘, die die Freiheit ebenfalls massiv einschränkt, würde den vorgegebenen Rahmen sprengen.
Verwendete Autoren
Verwendete Literatur
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Krall Markus, Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen – Warum wir unsere Gesellschaft neu organisieren müssen, Finanzbuchverlag 2019 (4. Aufl.)
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Pontifical Council für Justice and Peace, Compendium of the Social Doctrine of the Church, Libreria Editrice Vaticana, 2004
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Zeit-Fragen, ISSN 1022-2448, 23, 5. 2017, Beat Kappeler, Der Euro – eine Geisel des
Kontinents, EU-Finanzminister verdrängen ungelöste Euro-Krise
Zeit-Fragen, 31. 12. 2019, Köchler Hans, Globalität auf dem Prüfstand: Ethisch verantwortbare Alternativen zum derzeitigen Weltwirtschafts- und Finanzsystem
Online Quellen
https://www.forbes.com/billionaires/list/#version:static
The Network of Global Corporate Control PLoS ONE 6(10), e25995 (2011)
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