Gendern oder nicht gendern – das ist hier die Frage

“Frechheit, da fühle ich mich nicht inkludiert,” beschwert sich die eine Seite, wenn man eine weibliche Dozentin als “Experte” anspricht. Als ein Unlesbarmachen von Texten und eine Verunglimpung der deutschen Sprache bezeichnet es die andere Seite.

Wie man es macht, man kann und wird es wohl nie allen Recht machen! Auch im Kernteam scheiden sich die Geister. Zwei (je ein Mann und eine Frau) finden es äußerst wichtig, die weiblichen Formen mit zu verwenden, und sind besorgt, wir würden wohl Publikum vergraulen, wenn wir NICHT gendern. Eine andere (Frau!) spricht sich in fast jeder Email dagegen aus, weil sie aus ihrem Netzwerk viele kennt, die das Gendern extrem stört. Und der Rest von uns – naja, der hat zwar Tendenzen zu der einen oder anderen Seite, kann sich aber mit beidem anfreunden.

Charles Eisenstein warnt uns in einem seiner Bücher davor, uns im Sumpf der polarisierenden Debatten zu verirren – und dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: Denn man könne für jede Seite Dutzende Argumente finden und beides mühelos überzeugend vertreten… Ja, denn man findet für beide Formen prominente Vertreter(innen? 😉 ) und kann sich darob wirklich in die Haar kriegen. Wenn wir dieser Tendenz jedoch nachgeben, laufen wir Gefahr uns zu entzweien. Dabei verlieren wir nicht nur unsere Beziehungsfähigkeit sondern auch das Wesentliche – das uns alle eint – aus unserem Fokus: dass wir nämlich alle vor allem eines wollen: eine bessere Zukunft! In unserem Fall eine friedensfähige Geld- und Wirtschaftsordnung.

Während wir aber die “Genderdebatte” hier eigentlich nicht lösen können und wollen, mussten wir uns als eine Gruppe, die Texte veröffentlicht, irgendwann für einen Stil entscheiden – und wir haben uns für das Gendern entschieden. Genauso wie wir uns für das “Sie” entschieden haben. Einfach aus einem simplen demokratischen (!) Grund in unserem Fall: es gab im Kernteam zwei Personen, die explizit gegen das Nicht-Gendern waren und nur eine Gegenstimme, die gegen das Doch-Gendern war.

Falls Sie ebenfalls zu den Menschen (!) gehören, denen das Binnen-I und Gendern ein echter Graus ist – wir respektieren Ihre Position, haben aber eine Bitte an Sie:

Bitte lassen Sie sich deswegen nicht davon abhalten, bei uns mitzuwirken! Wir brauchen gerade auch Sie, und dass Sie sich im Dialog zu einer friedensfähigen Geld- und Wirtschaftsordnung einbringen. Denn wir glauben, dass Vielfalt und Breite uns alle etwas kostet.

Schließlich wollen wir im Forum Seitenstetten bewusst Brücken bauen zwischen Menschen, die verschiedene Ansätze vertreten und unterschiedliche Lösungsideen haben. Und wenn einige dieser Menschen gerne gendern und andere nicht, dann heißt das nicht, dass es nicht einen Konsens zwischen diesen beiden Positionen geben könnte im Hinblick auf neue, bessere Geldordnungen!

Wir bitte Sie also: lesen Sie über die Gender-Is d’rüber, die Sie in den offiziellen Aussendungen antreffen werden, und fokussieren Sie sich auf das, worum es beim Forum Seitenstetten im Kern geht: gemeinsam eine friedensschaffende Geld- und Wirtschaftsordnung auf den Weg zu bringen. DANKE und DANKINNEN. Äh? Also Danke Ihnen! 🙂