Fotocredit ©: Barbara Michel-Alvarez (Karte Jerusalems zur Zeit des 2. Tempels)
So oft die Sonne aufersteht, erneuert sich mein Hoffen
Und bleibet, bis sie untergeht, wie eine Blüte offen.
Gottfried Keller
Die meisten Menschen… haben keine Ahnung… (derzeitiges) Geld ist wie ein Ring, der ihnen durch die Nase gezogen wurde. An diesem Ring werden sie geführt wie Ochsen…
Bernard Lietaer, Finanzexperte
Die Geschichte vom Beginn einer neuen Wirklichkeit
Dzana, Maria und Salome waren auf dem Weg zu den Gräbern ihrer Kinder, als eben die Sonne aufging.
Da sahen sie einen Mann, der mit Kindern spielte. Es war Jesus, zusammen mit Mirza, Johannes und David, die bei einem Terroranschlag in Jerusalem umgekommen waren.
„Mama, Mama, Mama“, riefen die Kinder.
„Der Friede sei mit Euch“, sagte Jesus, als die Mütter sich auf den Boden kauerten, ihre Kinder an sich drückten und laut weinend küssten.
Dzana wurde durchflutet von der Kraft des Glaubens und presste ihre Stirn gegen einen Stein. Sie hielt dabei ihr Kind umfangen und berührte mit der anderen Hand einen Fuß von Jesus.
Salome verspürte eine unbändige Hoffnung in sich. Mit einer Hand drückte sie ihr Kind ans Herz, mit der anderen fasste Salome die Hand Jesu und führte sie an ihre Stirn.
Maria, das Kind in den Armen, hob ihr Gesicht und sah in die Augen göttlicher Liebe. 1
In diesem Augenblick war alle Sehnsucht der Frauen gestillt. Jesus setzte sich zu ihnen auf den Boden, bat um die Lilien, welche Maria für das Grab von Johannes mitgebracht hatte und teilte den Strauß. Danach überreichte er den Frauen die Blumen und sprach: „Wir gehen euch voraus. Wo immer ihr sein werdet, wir sind euch nahe.
Sagt euren Völkern, sie sollen nicht mehr dem Mammon (orientalische Gottheit, welche mit Hilfe des Geldes die Menschen verführt), sondern aus ganzem Herzen dem Gott der Liebe, des Friedens und der Barmherzigkeit vertrauen und dienen.“
Danach waren die Frauen wieder alleine. Sie sahen einander, sie sahen die Blumen, sie spürten das Wunder und wussten, dass es sie niemals mehr verlassen würde.
Die Frauen liefen hinein in die Stadt Jerusalem, erzählten was sie erlebt hatten und drückten den staunenden Menschen Lilien in die Hände; und plötzlich war da ein Meer von Blumen auf allen Straßen und Plätzen der Stadt, denn die Blumen vermehrten sich beim Teilen. Jeder konnte in seinen eigenen Händen dieses große Zeichen spüren und bestaunen. Zusammen mit völlig fremden Menschen, von denen jene Blumen kamen oder an die man solche spontan weitergeschenkt hatte, entdeckte plötzlich jeder, dass er ein wunderbarer Mensch war.
Und viele glaubten dem Bericht der Frauen: Es gibt ein Leben nach dem Tod!
Ein Fest hatte begonnen, ein großes Fest!
Die Menschen spürten, dass diese Blumen und die Worte Jesu an die Frauen eine Botschaft enthielten, welche über diesen Tag hinausragen würde. Aber wie? Egoismus und Konkurrenzkampf waren durch die Struktur der Geldordnung, in der alternden Volkswirtschaft notwendig geworden. Könnte die Wirtschaft vielleicht auch ohne zu fressen und gefressen zu werden funktionieren?
Theologen 2 und Wirtschaftswissenschaftler suchten und fanden in ihren Herzen und in den Büchern die Bestätigung:
Es gibt ihn, den Weg in die Freiheit.
Nach einigen Interviews war es den Frauen gelungen sich zu verabschieden. Dzana konnte noch mit ihrem Gatten festlich frühstücken, danach ging sie in die Klinik, wo sie als Musiktherapeutin arbeitete. In jedem ihrer Patienten sah sie plötzlich die Gesichter von Jesus und ihrem Mirza.
Sie tanzte und sang und berührte damit die Herzen sehr vieler Menschen mit heilender Kraft. Es war Dzana, als wäre sie wieder Mutter geworden. Anders als früher, aber intensiver als je zuvor.
Maria hatte keine Familie mehr. Sie arbeitete in einer Bäckerei, putzte Backbleche und wusste: ich tue das für viele Menschen in der Stadt. Sie putzte und wischte und es war ihr, als dürfe sie damit Jesus und ihrem Johannes dienen. Ihre Trauer war einer sehr tiefen Freude gewichen.
Salomes Schwiegermutter hatte bereits Davids Schwesterchen in den Kindergarten gebracht, so konnte sich Salome in ihr Büro zurückziehen. Als Technische Zeichnerin war es ihr möglich, den Großteil ihrer Arbeit zu Hause zu erledigen, während Noemi im Kindergarten war oder schlief.
Salome nahm einen großen Bogen Zeichenpapier, skizzierte mit Blick auf ihren Globus alle Kontinente und die großen Inseln und schrieb darüber:
„Eine neue Erde“.
Danach versank sie mit all ihren Sinnen bis zur Mittagszeit in die Anwesenheit von Jesus und David.
Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich Glaube, Hoffnung und Liebe um die ganze Erde. Die Schlagzeilen der Zeitungen übertrafen einander mit spannenden Enthüllungen: „Unser altes Geld kann töten wie Krebs, es hat endlich aufgehört zu herrschen!“ 3 „Das Problem zwanghaften Wachstums wird gelöst!“ „Unersetzbare Werte werden nicht mehr von einem Irrtum verdrängt!“ „Leben regiert die Zukunft – Geld wird dem Wohle aller dienen“, usw. 4 Durch Geld mächtig gewordene Menschen erschraken, denn die Fundamente ihres Lebenswerkes schienen bedroht und sie fürchteten sich sehr.
Aber da kamen Menschen durch die Straßen gezogen, mit Blumen in ihren Händen. Sie winkten fröhlich auf ihren Wegen in die Synagogen, Kirchen, Tempel und Gebetshäuser, in welchen sie ganz spontan den Beginn einer neuen Zeit feiern wollten.
Vermögensberater beruhigten ihre Kunden, sie erzählten, wie unsicher alle Spekulationsgeschäfte in der alternden Volkswirtschaft schon gewesen waren, und dass eine Neuordnung zu diesem Zeitpunkt sie gerade noch vor der drohenden Inflation würde bewahren können.
5 Finanzexperten, Theologen, Naturwissenschaftler, Soziologen, Mediziner, Künstler und Historiker fanden gemeinsam neue Modelle für nationale und internationale Währungen. Minister wagten die Umsetzung, denn die vielen erlösten Menschen drängten und ermutigten sie dazu.
6 Staaten mussten keine Schuldendienste mehr leisten, sie konnten durch Währungsämter selber eine angemessene Menge Geldes zur Verfügung stellen. Auch in die Schuldenfalle geratene Unternehmer waren nicht mehr Sklaven ihrer Bank. 7 Es gab jetzt genügend Arbeitsplätze und die Kinder freuten sich über ihre zufrieden gewordenen Eltern. In den bisher wirtschaftlich benachteiligten Ländern konnten die Bewohner nun auch selber kostbare Früchte essen, niemand mehr brauchte zu hungern oder sich vor einem Krieg zu fürchten. Soldaten kehrten heim und feierten in ihren Familien das voraussichtliche Ende aller Kriege. Kein Staatsführer regierte mehr mit Gewalt, denn die Herrschaft des Mammon war gebrochen. Die Gier der Menschen, welche den Platz für deren Freiheit besetzt gehalten hatte, war wie der Nebel von der Sonne aufgesogen worden.
Immer mehr Herzen öffneten sich, wurden von Stein zu Fleisch, entdeckten ihre eigene Kreativität und jene ihrer Mitmenschen. Sie lebten in der Fülle, wie in einer neuen Schöpfung. Die Menschen ernteten, was viele Generationen vor ihnen unter großen Opfern gesät und behütet hatten.
8 Gruppen, welche sich so sehr bemüht hatten gegen die Symptome der alternden kapitalistischen Volkswirtschaft zu kämpfen, wurden in diversen Ämtern mit der Koordination für den Aufbau einer neuen Struktur betraut. Ihre Liebe zu den Armen, Süchtigen aller Art, zu Ungeborenen, Obdachlosen und Gefangenen war zur Quelle des Segens und der Gnade geworden. Hier fand jeder Mensch Heimat und das Rüstzeug für seinen eigenen, einzigartigen und nicht mehr durch krankhafte Interessen verlegten Weg in die Zukunft. Auch die Tier- und Umweltschützer hatten ein großes Teilziel erreicht und wurden zu wichtigen Beratern.
Besonders dramatisch erlebten Mitglieder christlicher Gemeinschaften diese Wende. Plötzlich wurde erkannt, dass Kirche überall dort ist, wo Menschen die Botschaft Jesu annehmen und immer wieder neu versuchen ihm nachzufolgen. Christen entdeckten in der Apostelgeschichte Worte des Petrus, die es ihnen verbieten einen Menschen unheilig oder unrein zu nennen. (Apg. 10, 28b) Wegen ihrer großen Vielfalt konnten sie Diener aller werden. Die an Christus glaubten, verstanden jetzt, was Bonhoeffer 9(9) mit der „teuren Gnade“ gemeint hatte und dass Gotteswirklichkeit sich nur erschließt, indem sie den einzelnen in die Weltwirklichkeit hineinstellt.
„Schaut, Kinder, eure Mami malt!“, sagte die Oma von Ambika, Shada, Krischna und Sinha, als an diesem ganz besonderen Tag die Sonne unterging und den Himmel in eine wunderbar bunte Pracht kleidete. „Nein“, sagte Krischna, „nein“, und er nahm sein Schwesterchen an der Hand. „Unsere Mami malt nicht, sie umarmt uns gerade!“ Die Oma war ganz still geworden und spürte, dass Krischna recht hatte. Es war wie in Jerusalem, nur umgekehrt. Da kam auch der Opa vom Garten auf die Terrasse herauf, legte seine Arme um die Frau und die kleinen Kinder und war dankbar. Nur noch dankbar.
Dzanas, Marias und Salomes Erlebnis erfasste, gemeinsam mit dem Blumenwunder von Jerusalem, Denken und Fühlen der gesamten Menschheit. Viele suchten Beziehung zu Gott und fanden sie so auch zu sich selbst und zu den Mitmenschen. Ein ganz neues Selbstwertgefühl reifte, zusammen mit tiefem Herzensfrieden. Als Kinder Gottes waren die Menschen bereit geworden, Leben in Fülle anzunehmen.
Und so wurde Ostern für alle erfahrbare Wirklichkeit
Warum sollte sie uns nicht voneinander geschenkt werden können, die neue Wirklichkeit? Gott tut für uns, was ER durch uns tun kann.
Sehr viele Menschen erkennen den Sinn des Lebens in gelungenen Beziehungen. Liebe muss wachsen können, in immer weiteren Kreisen, sonst verkümmert sie. Warum also sollten Verstand und Überlebenstrieb, gemeinsam mit Liebe, Hoffnung und Glaube, nicht auch die Weltwirtschaft heiler gestalten können?
Josefa Maurer, 19.10.2003
Quellen: ORF Sendereihen von Helmut Waldert, Christen für Gerechte Wirtschaftsordnung, Berlin, Arbeitsgemeinschaft Gerecht Wirtschaften für Frieden und Bewahrung der Schöpfung maurerjosefa@gmx.at www.forum-seitenstetten.net
- Von den drei göttlichen Tugenden steht im Islam auf besondere Weise der Glaube im Mittelpunkt des Lebens. Dzana, d.h. „Leben“, verkörpert diese Haltung. (Mirza=Prinz.)
Das Judentum wird als „Religion der Hoffnung“ gesehen und von Salome vertreten.
Maria ist Christin, sie glaubt an Gott, welcher die Liebe ist. ↩︎ - Sowohl im Alten, als auch im Neuen Testament und bei den Kirchenvätern gibt es einige Stellen, welche es verbieten mehr zurückzufordern als ausgeborgt wurde. Wucher wurde zeitweise sogar mit Exkommunikation und von weltlichen Gerichten mit Gefängnis bestraft. Erfahrungen mit gerechteren Formen der Geldschöpfung, welche zu Frieden und Wohlstand für alle führten, gibt es. Heute wird Geld vor allem als Kredit erschaffen, dies führt u.a. durch den Zinseszinsmechanismus zu Geldverknappung in der Realwirtschaft. Deshalb funktioniert unsere derzeitige Geldordnung nur, solange durch Wachstum der Wirtschaft immer noch mehr Geld in den Umlauf kommen kann. Im Islam ist das Verbot (Real-) Zinsen zu nehmen noch bekannt. Manche islamische Banken halten sich daran. ↩︎
- Derzeit wachsen Guthaben an Geld ebenso unvorstellbar wie Schulden. Genauso wie Krebs tötet dieses Geld den Wirt, und ruiniert sich damit letztlich selbst. Es braucht Neuanfänge. Seit über 100 Jahren wurden Kriege im Grunde nur noch durch Wirtschaftskrisen ausgelöst. ↩︎
- Das Prinzip der Gewinnmaximierung führt zu massivem Unrecht, vor allem in wirtschaftlich schwer benachteiligten Ländern. Um kreditwürdig zu sein, müssen Strukturanpassungsprogramme (Sparpakete) akzeptiert werden, welche große Not verursachen. Politiker fühlen sich gezwungen, „der Herrschaft des Geldes“ zu dienen, solange die derzeitige Geldordnung von fast allen Menschen wie ein Naturgesetz angesehen wird. ↩︎
- Richard R. Ernst, er lehrt am Laboratorium für Physikalische Chemie in Zürich, fordert für eine Reifung des Geldwesens interdisziplinäre Diskussionsforen an allen Universitäten. Die Verantwortung für die Zukunft müsse von allen Akademikern wahrgenommen werden, betont Ernst in einer Zeitschrift für Chemielehrer. ↩︎
- Österreich bezahlt für Kreditzinsen (das bedeutet noch keinen Abbau der Staatsschulden) ca. fünfmal so viel wie für Arbeitslose. Die Länder des Südens haben nach Prof. Binswanger, Ökonom aus der Schweiz, schon das 3-fache und mehr von dem zurückbezahlt, was sie ausgeborgt haben. ↩︎
- Geld arbeitet nicht, nur Menschen arbeiten. Eine neue Geldordnung würde die Lohnnebenkosten stark senken, außerdem müsste sich Arbeit nur noch lohnen, nicht mehr rentieren, d.h. sie müsste keine Renditen mehr für die Anleger abwerfen. ↩︎
- Seit den 70er Jahren führt der Zwang unserer Wirtschaft immer noch weiter wachsen zu müssen, indirekt und direkt für viele Menschen zu einer Minderung der Lebensqualität. Besonders betroffen sind Kinder, deren Bedürfnis nach Nähe zu ihren Müttern, von diesen durch ein Zuviel an Erwerbsarbeit nicht befriedigt werden kann. Die Wurzeln für Verhaltensauffälligkeiten, Straftaten und Sinnkrisen sind vor allem in unserer krankhaften Geldordnung zu finden. ↩︎
- Aus „Dietrich Bonhoeffer – Ein unerschrockener Zeuge des Glaubens“, von Kurt Koch, Kanisius Verlag. ↩︎
Wie gehen die Finanzverantwortlichen katholischer Diözesen mit ihrem Geld- und sonstigem Vermögen um?
Sehr unterschiedlich:
Die reichste Diözese der Welt dürfte dzt. Paderborn sein (ca. 7 Mrd. Euro, hat München-Freising überholt),
die ärmste Harrisburg/Pennsylvania (Insolvenz wegen der Schadenersatzforderungen von über 1.000 Missbrauchsopfern).