Aus den Gesprächen mit Inge Patsch MA über „Systemisches Denken und Komplexitätsverständnis“
Vier Cluster für Handlungsempfehlungen haben sich aus unseren Gesprächen abgeleitet. Alles in allem können die erarbeiten Handlungsempfehlungen einem von drei Gruppen zugewiesen werden:
- Handlungsempfehlungen für Einzelpersonen mit Wirkung auf das Finanzsystem
- Handlungsempfehlungen für Einzelpersonen auf der Ebene des Prozesses zu einer neue Geld- und Wirtschaftsordnung
- Handlungsempfehlungen für konkrete Zielgruppen
Empfehlungen für Einzelpersonen mit Wirkung auf das Finanzsystem
dysfunktionalen Strukturen und Kreisläufen nicht mehr unterstützen
Da war z. B. die Idee, dass jemand, der Geld hat, es nicht einfach der Bank oder dem Finanzsystem überlässt, sondern sich überlegt, Geld der kleinen Schneiderei in der Nachbarschaft anzuvertrauen und damit direkt in die eigene Gemeinschaft zu investieren.
Viele kleine Überlegungen bewirken letztendlich die große Veränderung. Siehe Heini Staudingers Schuhfabrik im Waldviertel!
Werte außerhalb der Wirtschaft schaffen
Wir können aber auch untereinander Werte schaffen, durch die Vernetzung eigener Ressourcen. Man kann einen Tag des Schenkens veranstalten, Tauschmärkte organisieren, kleine Gesten können gleichzeitig Lernräume sein, wie beispielsweise einen Grillabend, als Potluck 1 zu veranstalten.
In der Reflektion kann man fragen: Wie ist es eigentlich mit dem Austausch von Gütern, die hier sind, versus Tauschhandel von Eigentum. Also, was ist der Unterschied zwischen Eigentum wechseln, schenken und gemeinsamer Teilhabe. Ganz zentral war Bewusstseinsbildung, Kommunikation. Hunderte Dinge gäbe es zu tun. Es bräuchte Menschen, die das tun, bzw. eine Grundabsicherung für jene Menschen, die es tun. Beispiele: Forschungsprojekt für systemische Projekte, in dem man Zusammenhänge erhebt. Dann, der Wunsch nach mehr Information, die bereits “aufbereitet” ist, also ehrenamtliche Redaktionsarbeit, um Informationsflut einzudämmen.
Empfehlungen für Einzelpersonen zum Prozess der Transformation
Wenn wir Komplexität als Weltbild annehmen, bedeutet dies, dass wir auch Prozesse anders
Planung und Fehlerkultur überdenken
Wenn systemisches Denken ist, wie es ist: Wie müssen wir anders miteinander in den Prozess treten, unabhängig vom Teilbereich, egal ob wir uns mit Zinseszins oder Arbeitsverteilung beschäftigen. Komplexität lehrt uns, dass es ein Limit gibt, bis zu dem man die Auswirkung einer Veränderung im System planen kann: Man macht eine Systemintervention an einer Stelle, man führt z. B. ein landesweites Grundeinkommen ein. Gewisse Effekte wird man vorhersagen können. Darüber hinaus sollte man mit Bedacht beobachten und regieren. Man beachtet das Feedback verschiedener Gruppen, erfährt ggf. von unerwünschten Nebenwirkungen und akzeptiert ohne Schuldzuweisung, dass es Wirkungen auf das System gab, die nicht vorhersehbar waren. Man adaptiert die Lösung, ohne diese dadurch grundsätzlich infrage zu stellen und gleicht das nicht vorhergesehen aus.
Bubble Hopping betreiben
Dabei ist wichtig, dass wir uns nicht nur mit Gleichgesinnten unterhalten, uns gegenseitig bestätigen, sondern auch mit anderen Gruppen reden, um einen besseren Blick für die Lebensrealität anderer zu bekommen. Wenn wir wirklich die Komplexität begreifen wollen, müssen wir mit verschiedensten Zielgruppen sprechen.
Wenn wir einen sehr zentralen Punkt des Systems kritisieren, ist es gut in Netzwerken zu arbeiten, nicht in Organisationen, weil Netzwerke weniger leicht angreifbar sind. Einer Organisation kann man Gelder entziehen, sie diskreditieren.
Auf der kommunikativen Ebene sprachen wir über aktives Zuhören, Fragen stellen, weil das Leben so vielfältig ist, Wahrnehmungen sehr unterschiedliche Perspektiven darstellen, wie die fünf forschenden Blinden, die einen Elefanten vor sich haben: Jeder berührt den Elefanten an einer anderen Stelle. Einer beschreibt den Rüssel, der andere meint ein Elefant wäre so etwas wie ein Baum… Nehmen wir uns Zeit für Konversation, für aktive Vernetzung!
Handlungsempfehlungen für spezielle Zielgruppen
Als dritten großen Punkt gab es Handlungsempfehlungen für spezielle Zielgruppen
Eine Gruppe hat die Empfehlung an Ministerien gegeben, einen Rat von Bürgern und Bürgerinnen einzuberufen für die Zukunft Österreichs.
Ein weiterer Vorschlag war, Verantwortlichen in der Bildung einerseits zu mehr Transparenz in der Datenverarbeitung anzuhalten und etwa ehrenamtlich geleistet Arbeit transparenter und wertschätzender aufzuzeigen und andererseits, mit breiten und fokussierten Zielen Finanzbildung noch tiefer zu verankern.
Die Handlungsempfehlung an die Landespolitik war es, Fördertöpfe für Re-Regionalisierungsprojekte zu schaffen, von dem aus u.a. die Entwicklung und die Verwaltung von Regionalwährungen oder aber die Vernetzung alternativen ökonomische Ansätze gefördert wird.
Wenn der Zusammenbruch kommt, braucht es Konzepte, die schon in der Schublade liegen und hochgefahren werden können. Dies ist auf allen Ebenen zu denken, um z. B. dem örtlichen Bürgermeister nach einem Crash ein Konzept übermitteln zu können. Sonst tun dies andere…
Abschließende Gedanken
Vielleicht aber schaffen wir es schon jetzt, uns gemeinsam mit Experten auf einen Katalog von Handlungsempfehlungen zu einigen und diesen an politische Entscheidungsträger heranzutragen. Es gibt keine Ausreden mehr, wenn Lösungen da sind, die implementiert werden können. Da Komplexität schwer zu vermitteln ist, gab es die Idee, ein Computerspiel zu entwickeln, das die Kernprobleme des jetzigen Geldsystems überzeugend erfahrbar macht. Damit könnten Zielgruppen erreicht werden, die keine Bücher lesen, sondern lieber im Spielen lernen.
Inge Siegel brachte ein, dass es ein solches Computerspiel bereits gibt: Es heißt ECO. Es ist ein Spiel, das lehrt, Zukunft zu gestalten, in Zusammenhängen zu denken, mit neuen Regeln zu agieren.
- Als Potluck wird es bezeichnet, wenn sich eine Gemeinschaft trifft und jeder unabgesprochen einen Beitrag zum Essen mitbringt. Im Vordergrund steht dabei: mitbringen nach eigenem Vermögen und nehmen, soviel man braucht. (Anm. d. Redaktion) ↩︎