Impressionen vom “U-Prozess”

Fotocredit ©: DialogRaumGeld, Grafik: Frank Fischer

Notizen zum U-Prozess von Sonja Schade

Was denke ich über Geld? Das Wirtschaftssystem? Was weiß ich darüber? Welche Meinungen vertrete ich? Wo meine ich, dass es nötige Veränderungen geben sollte? Auf Kärtchen schreiben und herunterladen, in den Kreis legen und zusammen vorlesen: z.B. Geld regiert die Welt…Die Grundannahmen dieses Wirtschaftssystems sind überholt und stimmen nicht mit der Realität überein. Individuation/Trennung/Ego-Leuchtturm sein: Wozu hat Geld bisher in der Menschheitsentwicklung gedient? Wozu brauchen wir es nicht mehr? Geld kann nur ein Rechtsmittel sein und hat an sich keinen Wert. Am Ende alles wegkehren. Das Geld ist zum Stellvertreter/ Sündenbock geworden.

  1. Wahrnehmung im WIR-Feld: Was hat dich an deinem eigenen Denkdownloading überrascht?
    Was ist dir im kollektiven Denkfeld aufgefallen? Wie schaffst Du sonst Platz für neues Denken?
    Welche Hindernisse sind dir begegnet und wo siehst du jetzt die größten Hindernisse? Nach jedem Sprechen eine Pause lassen…
  2. Resonanzrunde: Was ist Neues im Raum zu spüren? …das Finanzsystem ist so, weil wir so sind, wieder in Kontakt miteinander gehen, die Scham überwinden und Neues tun, Mut, Kreativität, Vertrauen, wie können sich andere auch wie wir Zeit nehmen? Erspüren mit offenem Herzen schafft Verbindung/ Verbundenheit: wir stehen an verschiedenen Stellen.
  3. Wo begegnet mir Neues auf dem Marktplatz? Wie fühlt es sich an? Austausch in Gruppen
  4. Loslassen im Willen, der Ohnmacht und dem Nichtwissen begegnen. Mit Zukunftswesen in
    Dialog gehen. Nachtruhe und Lauschen
  5. Was bringe ich aus der Nacht mit? (Popcorn-Format) Wie fruchtbar ist für mich die Einbeziehung
    einer Metaebene? Beispiele:
  • ein Supraholon als Inspirationsfeld für Verfassung: Was ist Leben (Würde, Freiheit, Frieden)?
  • ein Kind: „ich werde leben“
  • mit dem Leben schwingen
  • Schöpferischer Raum/ Geld neu erleben
  • ein Fisch auf dem Teller, Grundrechte schützen
  • Same sein
  • die Schatten sehen wollen
  1. Zukunftswesenaufstellung am Pinboard
  2. Was wollen wir widerstandsfähig für ein Wirtschaften in Verbundenheit machen? Was wollen wir auf dem Weg der Transformation behalten? Was wollen wir loslassen? Was ist verloren gegangen und benötigen wir zurück? Wie arbeiten wir zusammen?
  3. Kleingruppenarbeit – eine Essenz der Gruppe in die Darstellung bringen (kreativ)
    Beispiel: Stimmen in einer Kleingruppe: „Wie kann Geld der Menschwerdung dienen? „Lerne deinem
    Herz zu folgen.“ „Die Stundenblume malen.“ „Partnerschaften mit tragfähiger Basis eingehen.“ „Wie bekommen wir eine Balance ich-wir hin, so dass alle ausreichend bekommen?
  4. Gruppenergebnisse:
    I. Die Wirtschaft dient als Basis einer starken Demokratie in der Orientierung am Gemeinwohl
    II. Myzelium beleben mit Kreislaufdenken. Mit fühlender Haltung im Moment kommen wir zum neuen Verhältnis zwischen Teil-Ganzem. Wir lassen die Egotrennung der Selbstversorgung los, fördern mit einem Grundeinkommen die Vielfalt und damit eine offene Haltung für direkte Demokratie.
    Wir holen das Heilige zurück, Low Techniken; Kultur des Zuhörers, der Begegnung.
    III. Ulrich von der Linde: In der Zukunft sind wir bei uns im Miteinander angekommen. Der Einzelne
    baut aus Interesse Verbindung zum Anderen auf: Wie geht es dir – was kann ich für dich tun?
    Neue Blickwinkel freischalten; es fließt Austausch/ Verbindung. Geldhüter zusammenbringen.
    Liebe, Menschlichkeit, Transparenz.
    IV. ???
    V. ???
    VI. „Jetzt bin ich ganz für dich da“: öffentliche Wohnzimmer einrichten. Augenhöhe leben…
    VII. Neuen Geldfluss schaffen aus der Vision für unser Potential als Menschen.
    VIII. Wir-Räume für neues Wirtschaften ermöglichen, Beziehungsräume.
    IX. Schulfach “Sein”.
    X. Zen für unternehmerische Lösungen. Mit unseren Kompetenzen als unserem Reichtum schöpfen.
    XI. Geld spielerisch erleben.
    XII. Inklusion und mehrsprachige Verteiler.

Rückmeldungen zur Ernte des U-Prozesses zusammengefasst von Sonja Schade

Die Teilnehmer wertschätzten in ihren Rückmeldungen, dass der U-Prozess ein Gemeinschaftsprozess ist, der mittels einer Haltung der Offenheit ein Feld kreiere. Dieses Feld habe die Teilnehmer mit Kraftquellen dessen in Kontakt gebracht, was werden will. Unser menschliches Zukunftspotential in der Vielgestalt der
Teilnehmenden habe überrascht. Aus dem Wunsch der Teilnehmer, über den Konvent hinaus diese Kontakte zu pflegen, leuchtete das Friedensstiftende dieser Tage auf.
Hervorgehoben wurde, dass der U-Prozess auf dem Konvent des DialogRaumGeld (DRG) ein neues Miteinander in Verbundenheit unmittelbar und konkret erfahren ließ. Dies sei möglich gewesen, da die speziellen Stärken der Einzelinitiativen für die Teilnehmer deutlicher hervortraten und für mögliche Zusammenarbeit inspirierten. Als anregend wurde der Gesamtaufbau des U aufgenommen. Er fördere Prozess-Verstehen und fluide Co-Kreationen aus einem lebendigen Ganzen. Einzelne Teilnehmer verglichen diese Erfahrung mit der Fließbewegung eines Flusses. Die Aufmerksamkeit verlagere sich dabei von Ego zu Eco. Am Samstag des Konvents wurde diese Ausrichtung von Projektgruppen teils künstlerisch ausgedrückt.

Der U-Prozess fördere Prozess-Verstehen und fluide Co-Kreationen aus einem lebendigen Ganzen, vergleichbar mit dem Fließen eines Flusses. Die Aufmerksamkeit verlagere sich dabei von Ego zu Eco.

Der Zeitplan für diesen intensiven Gruppenprozess erschien vielen Teilnehmern am Ende der Veranstaltung als sehr stark verdichtet. Weitere Entfaltung, Ausarbeitung und Konkretisierung wurde gewünscht – insbesondere als Projekt-bezogene Begleitung mit der Methode des U. Unklar ist, wie sich eine beginnende Gesamtbewegung perspektivisch förderlich sichten, organisieren und abstimmen kann. In ersten Prototyping-Ideen wurde angeregt, kleine, vielschichtig zusammengesetzte Teams zu bilden, in denen ein Erfahrungswissen für komplexe Zusammenarbeit, erweiterte Werkzeuge für Demokratie und Organisationsentwicklung erworben werden könne. Der Konvent des DRG 2023 griff das komplexe Geldthema unter dem Aspekt von neuem Miteinanders auf. Es erscheint fast unmöglich auf Geldwandel Einfluss zu nehmen – zumal unser Finanzsystem global verankert ist und weiterhin diejenigen belohnt, die es zu bedienen wissen. Wenn jedoch angesichts dieser scheinbaren Unmöglichkeit dennoch eine zunehmende Anzahl von Menschen in unterschiedlichen Kontexten zum Geldwandel beitragen, stimmt dieses qualitative Gewicht zuversichtlich. Licht und Würde gestalten schon heute das morgen. Von dem Konvent mag diese fröhliche Botschaft ausgehen: Ja, der Weg bahnt sich weiter! Es leuchtet nicht nur ein, dass wesentliche dem Gesamtsystem zugrunde liegenden Annahmen überholt sind und sich als tödlich erweisen. Es überzeugt insbesondere jeder Einzelne, welcher im Miteinander das Geld prägt und
Verbundenheit verkörpert. Damit werden auf gesellschaftlicher Ebene Rahmenbedingungen für Geldfluss und erweiterte demokratische Werkzeuge unumgänglich.

Erfahrungsbericht eines Teilnehmers

Helmo Pape, Teilnehmer am U-Prozess, beschreibt seine Erfahrungen:

Der U-Prozess ist eine Methode, eine Anwendungstechnik, sich in einer Gruppe mit einem Problemfeld, in unserem Fall mit der Frage: „Was ist jenseits der Angst vor einer Veränderung des Geld- und Wirtschaftssystems?“ auseinanderzusetzen, das nicht einfach sondern vielschichtig und undurchsichtig erscheint. Es geht dabei um die Veränderung menschlichen Verhaltens und/oder die Neubewertung von unabänderlichen Tatsachen. Den Anfang macht das RUNTERLADEN also die Beschreibung des Problems
Dann das INNEHALTEN also das Gehörte ausklingen lassen und ggf. ergänzen. Dann das HINSPÜREN durch die Befragung meines Körpers. Beim Spüren ist die Verbindung des Themas Geld mit unseren Vorstellungen besonders deutlich. Zum Beispiel assoziiert der eine Geld mit Freiheit und empfindet dadurch Freude und Verbundenheit mit der Welt, die Person daneben assoziiert mit Geld die Fremdbestimmung und empfindet dadurch Enge, Druck, also Freudlosigkeit. Die Frage war die gleiche! Wo entsteht also die Geld-Geschichte? Dann kommt das LOSLASSEN von Vorstellungen, die einen behindern. In diesem Zustand sind wir über den Marktplatz der Ideen spaziert, um Neues zu hören, zu sehen, weil im Zustand des Loslassens von alten Mustern, das Neue eine Einladung bekommt, sich vor einem offenen Menschen zu präsentieren. Der Tiefpunkt im U ist das ANWESEND WERDEN sprich die Wahrnehmung von sich in diesem Zustand des Losgelassen Habens. Bewusst hier noch ohne Ersatz für die alte Vorstellung. Hier gingen wir in die Nacht mit der Einladung, es einfach wirken zu lassen und das freie Feld nicht gleich mit Ideen zu besetzen. Am zweiten Tag begannen wir mit dem AUFSTEIGEN LASSEN, unsere Träume oder Nachklänge des vorigen Tages unstrukturiert zu teilen, also wie Blitzlichter, die nochmal kurz ein anderes Licht auf die mögliche eigene Erfahrung werfen. An einem Flipchart wurden dann Schlagworte dazu VERDICHTET, bevor wir uns in Kleingruppen daran versuchten (habt Spaß am Scheitern) die neue Sichtweise zu Ideen oder Dingen zu machen. Diese Phase war die schönste und hatte die Überschrift ERPROBEN, HERVORBRINGEN, VERKÖRPERN. Die letzte Station am Ende des U-Prozesses war das IN DIE WELT BRINGEN, womit die Präsentation der Ideen der Kleingruppen vor dem Publikum gemeint war. Es war eine große und gleichzeitig unverkrampfte reine spielerische Energie da, in der die Menschen mit frischer Kreativität alte Probleme und ihren Lösungsweg dargestellt haben. Körper wurden zu Begriffen, Fragen und Gefühle wurden getanzt oder gemalt, ein Wunsch wurde gesungen, es war ein Fest der Geburt. Mich hat an diesen zwei intensiven Tagen mit 78 Menschen, angeleitet von Thomas und Kathleen, am meisten die Energie der Gruppe gefreut. Es waren genügend mutige Seelen anwesend, dass sich echte Ängste und Begierden zeigen konnten und genügend offene und veränderungsbereite Menschen, die trotz ruhiger Verhaltensweise dem Schöpfungsprozess ein Gelingen gönnten, ja wünschten.

Zusammenfassung:
Geld und seine Benutzung können wir bewusst fühlen, tun es aber höchst selten. Dieser Prozess zwang dazu und bot sogar den unschätzbar wertvollen Reflexionsraum dazu, wie es anderen bei derselben Frage ergeht. Unbezahlbar.

Kontakt: Oeconomia Augustana e.V. (www.oeconomia-augustana.org) kontakt@dialograumgeld.org | dialograumgeld.org

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