Wirtschaft ohne Mitgefühl: Warum Frieden bei der Geldordnung beginnt

Diese Wirtschaft tötet“, klagte Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“. Zu den Ursachen von Kriegen bemerkte der Papst: „Es gibt Wirtschaftssysteme, die nur dann überleben können, wenn Krieg geführt wird. Damit hat er „den Nagel auf den Kopf“ getroffen.

Die Fakten sind klar – sie schreien nach unser aller politischer Verantwortung:

  • Täglich fließt über eine Milliarde Euro an Kreditkosten aus den ärmsten Ländern in die Kassen der Finanzmächtigen im reichen Norden.
  • Auch reiche Staaten sind von einem strukturell bedingten Schuldenzwang betroffen. Unsere eigene Handlungsfreiheit ist damit längst untergraben. Zwanghaftes Wachstum fordert Investitionen in Rüstung, damit in Krieg und den Wiederaufbau – mit Diplomatie und Friedensarbeit lassen sich keine Renditen erwirtschaften. 
  • Die weltweiten Schulden betragen über 305 Billionen Dollar – bei einem Weltwirtschaftsprodukt von rund 101 Billionen. Die Zinslast wächst, und mit ihr die Gefahr eines globalen Zusammenbruchs.

Vier Tage vor seinem Tod, fuhr Papst Franziskus auch heuer wieder in ein Gefängnis zur Gründonnerstagsliturgie. Früher tat er es, um Häftlingen die Füße zu waschen, ein Ritus der kath. Kirche im Rahmen der Abendmahlsliturgie. Auf die Frage, warum er, trotz seiner bereits so großen Schwäche ins Gefängnis wollte, erzählte Franziskus, dass er sich in Gefängnissen immer wieder fragen würde: „Warum sind die da und nicht ich?“ Wäre sein Leben anders gelaufen, hätte ja auch er hier landen können.

Dieselbe Frage könnten wir alle uns auch gegenüber jenen Menschen stellen, die auf legalem Weg großes Unglück bewusst verursachen, Probleme der Geldordnung nutzen, um immerzu noch mehr an Geld von dort abzusaugen, wo es dringend gebraucht würde.

Wurden auch diesen Menschen Möglichkeiten beglückender Entfaltung versagt?  Martha hatte als Kind von Diplomaten Einblick in Familien, deren „Geld die Welt regiert“. Erziehung, so erzählte sie, wäre dort hart. Sie nickte bedeutsam, als ich fragte, ob so Empathie abtrainiert würde, um die Überlegenheit gegenüber Regierungen in der Familie halten zu können. 

Damit habe ich, Josefa, etwas gemeinsam mit manchen jener Personen, deren Habsucht über Leichen geht! Manchmal litt auch ich unter „harter Erziehung“. Mein Lebenstraum ist gescheitert, weil ich als Kind geschlagen wurde. Allerdings, mein Daheim war eine sehr liebevolle, bäuerliche Großfamilie. Vor allem auch der Vater konnte viel Zuneigung schenken. Ich war ein lebhaftes Kleinkind. Damals glaubte man massiv strafen zu müssen, um „richtig zu erziehen“. Schon als Kind wollte ich Menschen im Süden helfen zu dürfen, dafür lernte ich Krankenpflege. Es war großartig, in Bolivien zu arbeiten und ich spürte Gottes Hilfe, wo ich zu wenig Ausbildung, zu wenig an Mitteln hatte. Eines Tages aber wurde eine Frau entdeckt, die vier Männer vergiftet hatte. Verzweifelt versuchte ich, „alte Justiz“, also Schläge, von ihr abzuwenden. Es war vergebens. Mein Unterbewusstes erlebte sich in ihrer so schrecklichen Situation: eingesperrt zu sein und auf Schläge warten zu müssen. Nach mehreren Wochen wurde ich, aus heiterstem Himmel, schwer depressiv. Ich musste den Einsatz abbrechen.

Inzwischen ist mir diese Erfahrung überaus kostbar! Ich weiß: Aus eigener Kraft, kann ich mich weder bewegen noch sprechen! Zu leben ist Geschenk. Superreiche Leute sind mehr als andere gefährdet, an Sinn- und Vertrauenskrisen, an Angstzuständen und Depressionen zu erkranken. Was für ein Elend! Sie tun mir so bitter leid!

Unsere Bemühungen für eine friedensfähige Geldordnung sind nicht nur für die Armen und unsere Mitwelt, es geht auch um den Sinn des Lebens jener Menschen, deren Macht Regierungen und Medien für sich vereinnahmen kann. Ersatzbefriedigungen schaffen zerstörerisches Suchtverhalten. Dabei könnten vor allem reiche Menschen mit ihren Möglichkeiten und Begabungen, manche von ihnen sind es bereits, Teil der Lösung werden.

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