Liebe spielt in den meisten Weltreligionen eine zentrale Rolle, oft als Schlüsselprinzip für Ethik, Spiritualität und die Beziehung zwischen Mensch, Mitmenschen und dem Göttlichen. Sie wird sowohl als göttliches Attribut als auch als menschliche Tugend verstanden. Sie verbindet Spiritualität mit konkretem Handeln – oft als Antwort auf die Frage: „Wie sollen wir leben?“ Trotz unterschiedlicher Lehren betonen viele Traditionen, dass Liebe die Essenz des Menschseins und der Beziehung zum Transzendenten ist.
Indigene Religionen
Verbundenheit: Liebe zur Erde, zu Ahnen und Gemeinschaft als Teil eines heiligen Netzes des Lebens (z. B. bei indigenen Kulturen Nordamerikas oder Australiens).
Konzepte: „Buen vivir“, „Ubuntu“
Buddhismus
Metta & Karuna: Liebende Güte („metta“) und Mitgefühl („karuna“) sind Schlüssel zur Überwindung von Leid.
Die Metta-Sutta ermutigt zur grenzenlosen Liebe für alle Lebewesen.
Verbundenheit: Liebe entsteht aus der Einsicht in die universelle Verbundenheit.
Bodhisattva-Ideal: Streben nach Erleuchtung, um allen Wesen zu helfen.
Sikhismus
Prem & Seva: Liebe („prem“) zu Gott (Waheguru) und Dienst („seva“) an der Menschheit sind untrennbar.
Der Guru Granth Sahib betont: „Durch Liebe erreicht man Gott.“
Gleichheit: Liebe überschreitet Kastengrenzen – alle Menschen sind gleich.
Hinduismus
Bhakti: Hingabe und liebende Verehrung einer Gottheit (z. B. Krishna, Shiva) sind ein Hauptweg zur Erlösung.
Bhakti-Bewegungen betonen emotionale Liebe zu Gott.
Karma Yoga: Selbstloses Handeln aus Liebe und Pflichtbewusstsein (dharma).
Universelle Liebe: Texte wie die Bhagavad Gita lehren, alle Wesen gleich zu behandeln.
Daoismus & Konfuzianismus
Daoismus: Liebe zur Natur und Harmonie (wu wei) als Ausdruck des Dao.
Konfuzianismus: Liebe („ren“) ist die höchste Tugend, verbunden mit Mitmenschlichkeit und Respekt in Beziehungen.
Judentum
Ahava: Liebe zu Gott („Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen“, 5. Mose 6,5) und zum Nächsten („Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, Levitikus 19,18) sind zentrale Gebote.
Tikkun Olam: Liebe drückt sich im Handeln für Gerechtigkeit und die „Reparatur der Welt“ aus.
Islam
Mahabba & Rahma: Liebe („mahabba“) zu Allah und den Menschen ist zentral, ebenso wie göttliche Barmherzigkeit („rahma“).
Der Koran betont: „Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt“ (30:21).
Nächstenliebe: Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gelten als Pflicht (Zakat, Hilfe für Bedürftige).
Sufismus: Sufis, islamische Mystiker, sehen Liebe als Weg zur Vereinigung mit Gott.
Christentum
Agape-Liebe: Die selbstlose, bedingungslose Liebe (griech. „agape“) steht im Mittelpunkt, verkörpert durch Jesu Opfer und das Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Markus 12,31).
Gottesliebe: Liebe zu Gott ist das „höchste Gebot“ (Matthäus 22,37), verbunden mit Nächstenliebe als Ausdruck des Glaubens.
Praxis: Liebe zeigt sich in Barmherzigkeit, Vergebung und sozialem Engagement (Caritas).