Das Kerbholz: Wie Handeln ohne Kapital funktioniert?

Gespaltene Kerbhölzer sind eine Möglichkeit, ein Verrechnungsmittel ohne vorherige Kapitalakkumulation direkt im Handel entstehen zu lassen. Es braucht dazu nur ein Stück Holz sowie ein Messer oder ein Beil.

Das Holzstück wird so gespalten, dass ein Gläubigerholz mit Kopfteil und ein kleineres Quittungsholz entstehen. In den Kopf des Gläubi­gerholzes wird die Hausmarke der Familie eingeschnitten, die das passende Quittungsholz besitzt.

Bei jeder Transaktion/jedem Einkauf werden Gläubiger­ und Quittungsholz passgerecht zusammengelegt. In beide Teile werden für jede Wertübertragung gleichzeitig entsprechend viele Kerben in beide Teile geschnitten. Wird der durch Kerben aufgezeichnete Wert schließlich durch eine äquivalente Gegenleistung ausgeglichen, werden beide Teile dieses gespaltenen Kerbholzes zerbrochen und dann vielleicht zum Feuer machen verwendet.

Wo Kerbhölzer als Verrechnungsmittel zum Ab­wickeln von Tauschgeschäften verwendet wurden, war Eigenkapital keine Voraussetzung für Handel.

Konnte die Schweiz mitten in Europa, umgeben von Monarchien, möglicherweise gerade deshalb demokratische politische Strukturen entwickeln und bewahren, weil der lokale und regionale Handel größtenteils mit Kerbhölzern abgewickelt wurde?

Digitale Version der Tafel 4 der Geldausstellung von Samirah Kenawi


Weitere Artikel von Samirah Kenawi

  • Warengeld – Eine Utopie
    Um dem heutigen wirtschaftlichen Wahnsinn zu entkommen und die Wirtschaft vom Kopf auf die Füße zu stellen, muss die Geldschöpfung sinnvoll begrenzt und kontrollierbar gemacht werden. Da Geld in erster Linie ein Tauschmittel für WarenContinue reading
  • Geldkreislauf – Ständige Kreditausweitung
    Geld entsteht durch Kreditaufnahme (1) und gelangt durch Ausgaben in den Kreislauf. Genauso wie es durch Kreditaufnahme entsteht, verschwindet es durch Kredittilgung (2) wieder in dem Nichts aus dem es gekommen ist. Das mag verwundern,Continue reading
  • Wertpapiere – Handel mit Schuldscheinen
    Wie auch immer sie heißen, sämtliche an den Finanzmärkten gehandelten Finanzprodukte sind Schuldscheine. Schuldscheine sind die einzigen Produkte, die Banken erzeugen. Sie entstehen bei jeder Kreditvergabe. Wahrscheinlich wurde bereits in der Antike mit Schuldscheinen gehandelt.Continue reading
  • Geldschöpfung: Mit Schuldscheinen bezahlen
    Auszüge aus dem Lehrfilm der Fernuniversitat Hagen von 1982 “Geld, Geldmenge, Geldschöpfung” Dozent: Dr. F. P. Helms Dr. Helms: Herr Doktor Schlesinger, sie sind Präsident der Deutschen Bundesbank also unserer Zentralbank. Sie sollten es daherContinue reading
  • Kreditgeld: Eine Folge des Zinsverbotes
    Um den Transport von Bargeld zu vermeiden, wurden bereits in der Antike Wechsel erfunden. Wechsel machten es möglich, am Abreiseort Bargeld einzuzahlen, um es sich am Zielort der Reise in bar auszahlen zu lassen. DerContinue reading
  • Zinseszins: Reichwerden durch Sparen?
    Reich werden durch Zinseszins, das lässt sich wunderschön in Kurven darstellen. Dabei bleibt die Frage, wo die erste Million herkommt, die als Spargeld angelegt wird, stets ausgeblendet. Diese erste Million ist niemals zusammengekommen, weil einContinue reading
  • Eigentum – Folge schlechter Geldverteilung
    Wenn Rousseau schreibt: „Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und dreist sagte: ‚Das ist mein’ und so einfältige Leute fand, die das glaubten, wurde zum wahren Gründer der bürgerlichen Gesellschaft.“ hat er Unrecht.Continue reading
  • Zinsen – Wucher oder Dienstleistungsgebühr
    Zinsen gab es bereits, bevor es Geld gab. Entliehenes Saatgetreide musste im alten Mesopotamien nach der Ernte gewöhnlich mit 100% Zins zurückgezahlt werden. Das hat natürlich dafür gesorgt, dass gerade jene, die mehr Getreide besaßenContinue reading
  • Das Kerbholz: Wie Handeln ohne Kapital funktioniert?
    Gespaltene Kerbhölzer sind eine Möglichkeit, ein Verrechnungsmittel ohne vorherige Kapitalakkumulation direkt im Handel entstehen zu lassen. Es braucht dazu nur ein Stück Holz sowie ein Messer oder ein Beil. Das Holzstück wird so gespalten, dassContinue reading
  • Das Hortgeld – Notwendiges Handelskapital
    Bronzezeitliche und antike Handelswege lassen sich gut anhand der Hortfunde verfolgen, die zu Tausenden überall in Europa und Asien ausgegraben worden sind. Bronzegeräte, Gerätegeld, Bronzebruch, Kümmerformen und Münzen hat die Archäologie wieder ans Licht gebracht,Continue reading
  • Kümmerformen: Vom Nutzgeld zum Wertsymbol
    Um 1200 vor unserer Zeit tauchte in Hortfunden immer wieder zerbrochenes Gerätegeld auf. Dann erschienen in Europa und Asien sogenannte Kümmerformen des ursprünglichen Gerätegeldes. Kümmerformen sind kleine Bronzestücke, die in ihrer Form an das einstContinue reading
  • Wie kam Geld in die Welt?
    Geld entstand im Handel, genauer gesagt im Fernhandel. In der Familie, im Clan oder in der Dorfgemeinschaft konnte eine „Rechnung“ vorübergehend offen bleiben, denn in den archaischen Gemeinschaften kannten und brauchten alle einander und vertrautenContinue reading

Schreibe einen Kommentar